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Bilder, Geschichten -- Die Welt des ägyptischen Malers Salah Hassouna

Geschichten sind die Inspirationsquellen für die Bilder des autodidaktischen Künstlers Salah Hassouna. Der Künstler selektiert, interpretiert und bereitet auf, was er im TV sieht, was er beobachtet, was ihm erzählt wird, was er selbst erlebt. Die so erfahrenen Geschichten setzt er in Bilder um.

In Ägypten gibt es einige autodidaktische Künstler. Sie haben in der Regel jahrelang einen Beruf ausgeübt, bis sie oft durch einen Zufall beginnen, künstlerisch tätig zu werden. Sie können je nach Fokus als „populäre“, „spontane“ oder „autodidaktische“ Künstler bezeichnet werden. Eine Spezialität der ägyptischen populären Kunst ist die Hadj-Malerei, die an Hauswände gemalt wird und die Pilgerfahrt der Bewohner nach Mekka dokumentiert. Neben dieser vor allem in ländlichen Gebieten präsenten Hadj-Malerei existieren weitere Facetten der populären Kunst, sowohl Malerei als auch Objektkunst. Mit Hilfe einer figürlichen und erzählerischen Bildsprache dokumentieren sie Begebenheiten, die sich in ihrer Umgebung ereignen, bebildern persönliche Erfahrungen oder bedienen sich der Ornamentik, um sinnbeladene dekorative Objekte und Bilder zu schaffen.

Salah Hassouna ist einer der interessantesten autodidaktischen Künstler Ägyptens. 1935 in einem Dorf unweit von Kairo geboren, hat er mehrere Jahre als Händler im benachbarten Ausland gearbeitet. Zurück im Dorf war er Bäcker, bis er für seine Tochter ein Bild malen musste, was den Anfang seiner Laufbahn als Künstler markierte. Unterdessen sind dreissig Jahre vergangen, in denen er vor allem als Maler arbeitete. Auch er hat eine Zeit lang im Auftrag Hadj-Bilder gemalt, heute entstehen seine Bilder vor allem auf Papier. Es gelingt ihm auf eindrückliche Weise, aktuelle Themen und Ereignisse in seinen Werken zu reflektieren und seine Meinung zu Islam, Politik und Zeitgeschehen zu äussern, das soziale Leben in Ägypten zu beschreiben und in einer eigenwilligen Bildsprache festzuhalten. Er bringt gerade in einer Zeit, in welcher die arabische Welt im Westen oft negative Schlagzeigen macht, den Betrachtern das Leben der einfachen Menschen dieser Region näher, indem er deren Sorgen, Freuden und Nöte darstellt.

Das Völkerkundemuseum der Universität Zürich präsentiert die Welt des Künstlers Salah Hassouna anhand seiner Bilder. Sie zeigen persönliche Erlebnisse des Künstlers und Geschichten aus dem Dorf, berichten von der Zerrissenheit zwischen Tradition und Moderne, welcher sich ein Mensch heute ausgesetzt sieht, reflektieren das Zeitgeschehen, den 11. September 2001 und die Brutalität aktueller Kriege und geben Interpretationen zu einem Epos wieder.
Spontan und unmittelbar setzt Hassouna in seinen Bildern um, was ihn beschäftigt. Es ist ihm ein grosses Anliegen, dass die Geschichten und Aussagen in seinen Bildern verstanden werden. Deshalb ist er bereit, die Bildinhalte mündlich wiederzugeben, manchmal auch aufzuschreiben. Der Film Salah Hassouna, ein ägyptischer Maler (2003, Sandra Gysi), der den Künstler zu Wort kommen lässt, ist in der Ausstellung zu sehen. Die Beschreibungen des Künstlers begleiten zudem die Bilder und ermöglichen es, ihre Geschichten zu erfahren und zu verstehen.

Zur Ausstellung erscheint die Publikation:
Gysi, Sandra. Geschichten, Bilder. Die Welt des Salah Hassouna, Zürich: Völkerkundemuseum der Universität Zürich 2005, 32 Seiten, 11 farbige Abbildungen. Fr. 15.–
ISBN 3-909105-46-7