• 1.
    Treicheln weidender Kühe, gefolgt von einer Appenzeller Stegräf-Aufnahme von 1964
    33:18

    Weidende Kühe und danach eine Appenzeller Stegräf-Aufnahme von 1964:

    „Grad wie doozmol, Rugguusseli ond Polka“ von der CD „Stegräf 1964 – 1982 . Rugguusseli ond Tenzli“. ©2010 ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.

  • 2.
    Erntelieder nordostindischer Rengma-Naga
    18:25

    Erntelieder nordostindischer Rengma-Naga.

    Das erste Lied wurde von den Mitgliedern des Kepvüsheng Logwa Club in Tesophenyu gesungen, die weiteren Lieder von wechselnden Gruppen von Dorfleuten in Phentsero und Jongpha (Assam).

  • 3.
    Der Toggenburger Weissküfer Werner Stauffacher spricht über unterschiedliche Hölzer
    8:13

    Der Toggenburger Weissküfer Werner Stauffacher spricht über unterschiedliche Hölzer, die für seine Arbeit verwendet werden können:

    Riftholz ist das neben dem Herz, ich müsste das schnell auf einem Brettchen zeigen. Jetzt wird der Baum gesägt, so gesägt. So werden die Bretter aus dem Baum gesägt. Hier in der Mitte ist das Herz des Baumes. So werden die Bretter gesägt. Jetzt hier liegen die Jahrringe, also kann man das nicht brauchen für den Gegenstand in der Weissküferei, und hier steht es eigentlich, kann man sagen, es steht gerade. Die drei Bretter von der Mitte des Baumes aus stehen die Jahrringe so, und dann hat man eben das feine Holz da, und alles was liegt, ist nicht für den Gegenstand. Hier sieht man wie schön gerade das Holz ist, und wie… die Jahrringe sind fast im Winkel. Wie sie stehen, da sieht man das, ganz fein. Das ist für jeden Gegenstand wichtig. Nur die mittleren drei, vielleicht vier Bretter, je nachdem wie dick. Jetzt könnte man einen Riftschnitt machen, wenn man sägt, man kann den Baum vierteln, so, und jetzt kann man hier so sägen, aber das macht eben nicht jeder. Dann kann man quasi mehr nutzen da, von den gestellten… von den stehenden Jahrringen. Aber das erhöht… In der Grossägerei macht das sowieso niemand. Den Riftschnitt machen praktisch nur die mit Kleinsägereien, die sich noch die Zeit nehmen, um das Holz wieder zu kehren, sonst geht das so schnell durch an der Säge, da kommst du gar nicht nach mit Schauen.

  • 4.
    Der Worbmacher Hansjörg von Känel dengelt und spottet über Mähwerkzeug von der Stange
    3:57

    Der Worbmacher Hansjörg von Känel dengelt und spottet über Mähwerkzeug von der Stange:

    Du gehst in den Laden, hängst einen Worb ab, vier Meter weiter das Blatt, auf dem unteren Regal ist ein Wetzstein und dort drüben noch ein Wetzsteinfässli, dann kaufst du das, gehst nach Hause, wenn du zum Auto aussteigst, musst du die Hecktüre noch nicht aufgetan haben, da lacht dich das Gras schon aus.

  • 5.
    Hansjörg von Känel spricht über unterschiedliche Worbformen im Kanton Bern
    5:26

    Hansjörg von Känel spricht über unterschiedliche Worbformen im Kanton Bern:
    über den „Berner Mittelländer halbkrumm“, den „Berner Oberländer halbkrumm“, den „Berner Simmentaler halbkrumm“ und den „Berner Grindelwaldner halbkrumm“.

  • 6.
    Von Känels Beschreibung weiterer Worbtypen im Bernbiet
    4:05
    Von Känels Beschreibung weiterer Worbtypen im Bernbiet: etwa des „Berner krumm“, des Berner Dornworb mit kurzem, starkem Blatt für das Schneiden von Gestrüpp und dens „Berners halbkrumm“ mit einem naturgewachsenen Griff: Das ist auch ein Berner halbkrumm. Ganz ein alter, der geht gegen hundert wenn nicht mehr, und der hat noch das naturgewachsene Griffli. Das ist der Stamm von der Tanne und das ist der Griff. Die Bauern, wenn sie Tannen umtaten, haben sie die herausgeschlagen, sie haben die äste nicht ganz abgehauen, dann haben sie aus dem Stamm ein Bitz herausgeschlagen mit dem Bieli, und dann gab das so Rohlinge, noch mit der Rinde dran, und wenn’s mir recht ist, haben sie dem gesagt „de Batsch“, und den konnten sie dem Worbmacher bringen, und der Worbmacher hat ihnen vielleicht ein Zwänzgi gegeben oder ein Zähni gegeben pro Stück. Und dann hat der Worbmacher die so ausgeschnetzt, wie er jetzt da ist. Der ist ganz alt. Der hat auch noch das Worbmacherzeichen drin.
  • 7.
    Für Hansjörg von Känel gehören Sensen nicht ins Museum
    1:41
    Für Hansjörg von Känel gehört die Sense nicht ins Museum, für ihn ist sie weder Schaustück noch historisches Relikt. Ihr Gebrauch mag sich im Lauf ihrer Geschichte verändert haben, doch kann sie ihren Platz auch in der Gegenwart sehr wohl behaupten: Ich habe einmal an der Universität Lausanne eine Ausstellung gemacht und den Leuten gezeigt, wie das mit dem Mähen geht, und die Leute durften auch mähen. Da sind die docteurs und die professeurs gekommen und haben gesagt, „oh il faut faire une musée, il faut faire … ouais…“ Da musste ich sagen, das ist nicht unbedingt, was ich anstrebe, weil das nur hinzustellen bringt gar nichts, da kann man’s verbrennen, denn die Leute wissen nicht mehr, wie das geht. Also ich bin schon für Ausstellung, aber man sollte das ein bisschen erklären, ein bisschen darlegen können, damit der, der gar keine Ahnung hat, einen Schimmer davon bekommt, was das eigentlich ist. Und sonst hat es keinen Sinn.

    Ich erzähle selten, fast nie… Den historischen Anfang der Sägisse erzähle ich nicht gerne. Es ist ein Instrument, das heute noch tut. Und das will ich nicht zum Vornherein als Museumsstück vorstellen. Weil es mag immer noch gfahren mit der heutigen Technik. Und deshalb will ich lieber in der Gegenwart bleiben als immer rückwärts. Aber wenn du die Vielfalt willst und aus jeder Art von Sägisse herausknüblen willst, warum und wieso… Also wenn du erfahren willst, welche Tugenden jede Sägisse hat, dann musst du schon ein bisschen zurückschauen, aber ich will nicht ganz zurück zum Anfang… Die ist ja gewachsen, das hat ja in der Bronzezeit angefangen mit der Sichel, und in der Eisenzeit ist das schon in Schuss gekommen.
  • 8.
    „Kein Halm durfte verlorengehen“, erinnert sich Roland Inauen (Appenzell) ans Heuen in seiner Kindheit
    4:03
    „Kein Halm durfte verlorengehen“, erinnert sich Roland Inauen ans Heuen in seiner Kindheit; es gehörte zu den Aufgaben der Kinder, lose Halme von der geschulterten Heulast, dem Burdi, abzustreichen, damit der Träger auf dem Weg zum Heuseil oder Heustock nichts verlor.
  • 9.
    Senninnen und Sennen aus dem Kanton Uri erinnern sich an ihre Kindheit
    4:45

    Senninnen und Sennen aus dem Kanton Uri erinnern sich an ihre Kindheit: Andreas Herger, Ernst Herger, Leo Gisler und Annamarie Arnold.

    Andreas Herger von der Alp Wängi im Grosstal, Isenthal, erzählt:

    Ich war ein kleiner Bub, lustig, ha immer eppis gjützet. Vom Jutzen kam das Echo aus den Felsen zurück. Einmal sagte ich Vater: „Dü, Täädi, dahiä äänä giit miär epper Antwort, düät gnäü glyych jützä äs wiän ich!“ Vater antwortete: „Das sind Bergmanndli, sie wohnen dort oben in den Felsbändern. Du musst ihnen nur rufen, dann kommen sie und helfen dir. Darum musst du nie Angst haben, wenn ich nicht da bin.“ Aa das han ich fescht gläübt. Ich hielt nach den Bergmännchen Ausschau, suchte sie überall, in den Felsen, in der Chulm und im Felsband, dem Muttlisband. Gesehen habe ich sie nie, und die Angst, dass mich jemand mitnehmen könnte, blieb. Wenn ä Mänsch cho isch, bin ich mich alligs gaa versteckä (Hirtler 2015: 84).

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 188ff. und Hirtler 2015: 82ff., 98ff.

  • 10.
    Senninnen und Sennen erzählen vom Alpfieber
    5:51

    Senninnen und Sennen erzählen vom Alpfieber. Ruedi Müller von der Alp Ober Balm (Urnerboden): Als ich in die Schule ging, war es klar, welche Älplerkinder waren und welche nicht. Wir waren aufgedreht, schon im Frühling, wenn die Alpzeit näher rückte. Kamen ins Alpfieber, schmiedeten erste Pläne, was wir im Sommer alles machen wollten (Hirtler 2012: 325).

    Madlen Arnold, Käserin auf der Alp Mettenen und Schauspielerin: Mit dr Alperyy isch äs äso: Äntweder nimmts äim dr Ärmel innän oder nit. Hiä gaad alls zägg, zägg, Schlag üff Schlag. Ich bi hiä dähäimä. Zeerscht chämet d Chiä, ds Land und dr Chääs. Auf der Alp stellt sich bei mir eine innere Ruhe ein, der Puls kommt herunter.

    Wenn ich nicht mehr z’ Alp könnte, wäre das für mich, meine Geschwister und meine Eltern sehr, sehr schlimm. Die Alp ist für uns ein Schatz. Im Herbst denkt man: Güät isch es etz fertig. Aber sobald äs Friälig wird, müäss män äifach wider üüfä (Hirtler 2012: 177).

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 174ff., 324ff.
    Emil Walser: „Zäuerli off de Giige“ von der CD „Emil Walser mit Streichmusik ‚Edelweiss‘ Trogen“. ©2008 ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.

     

  • 11.
    Rascheln und Rechen
    2:10
    Anton Schelbert erzählt, wie er als Kind zu „worben“, d. h. das Heu zu rechen lernte: alleine auf der gemähten Wiese am Waldrand und voller Furcht vor dem, was da im Wald raschelte.
  • 12.
    Wortlose Arbeitsgesänge der Yimchungrü-Naga zu den Tätigkeiten in den Brandrodungsfeldern
    13:08

    Wortlose Arbeitsgesänge der Yimchungrü-Naga zu den aufeinanderfolgenden Tätigkeiten in den Brandrodungsfeldern im Jahresverlauf:

    Das Feld wird für die Aussaat von Hirse vorbereitet; verkohlte Äste usw. werden aus dem Brandrodungsfeld entfernt. Mit Hacken wird die Asche in den Boden eingearbeitet; der Reis wird gesät; später im Jahr wird das Feld gejätet. Die Ernte wird eingebracht, und der Reis wird in Mörsern gestampft und so enthülst.

    Die Sängerinnen und Sänger waren Martin Chimjiba Yimchunger, Rachel Mesela Yimchunger, Katherine „Khamso“ Luntsula Yimchunger, Jessy Shojila Yimchunger, Richard Rijing Yimchunger, Ahu Yimchunger, Anthony Longriba Yimchunger, Martin Munukiu Yimchunger und Murela Yimchunger aus dem Dorf Shamator in Nagaland, Nordostindien. Die Gruppe bereiste im Mai 2010 die Schweiz und trat am Klangfestival Naturstimmen im Toggenburg und im Hörsaal des Völkerkundemuseums der Universität Zürich auf.

  • 13.
    Roland Inauen erzählt und interpretiert die Sage vom Handbub auf der Altenalp
    7:03

    Roland Inauen erzählt und interpretiert die Sage vom Handbub auf der Altenalp. Dieser erhielt von jenem merkwürdigen Volk, welches die Alpen bewohnt, wenn die Menschen bei Ende der Alpsaison in die Täler zurückkehren, die Begabung des Singens. Sein eifersüchtiger Meister erhoffte sich ein ebensolches Geschenk; er kehrte auf die Alp zurück und wurde nicht mehr gesehen. Als man nach ihm suchte und schliesslich die Sennhütte der Altenalp erreichte, war auf deren grossem Dach, für alle schon von weitem sichtbar, die Haut des Sennen aufgespannt.

  • 14.
    Zwei innerschweizer Sennen erzählen von ihrem Glauben an die armen Seelen
    3:25

    Zwei innerschweizer Sennen, Franz Müller und Bärti Gisler, erzählen von ihrem Glauben an die armen Seelen und vom Beten des Rosenkranzes:

    Ich will mich nicht als abergläubisch bezeichnen, aber ich glaube doch, dass es halt auch andere Sachen gibt, die etwas beeinflussen können. Zum Beispiel die armen Seelen, an die glaube ich. Ich kann zu den armen Seelen beten und sie bitten, mich um halb fünf, oder von mir aus zehn nach fünf, zu wecken – ich erwache genau zu dem Moment.

    Für mich sind die armen Seelen… das habe ich eigentlich auch von meiner Mutter selig. Meine Mutter selig… Soweit ich mich zurückerinnern kann, wenn irgendetwas verloren ging und wir danach suchten, dann sagte sie: „Betet ein Vaterunser für die armen Seelen, die helfen euch dann schon beim Suchen!“ Und mehr als einmal musste ich erfahren, oder durfte ich erfahren – ich glaube nicht, dass es Zufall war – es war einfach wieder da. Ich hatte das Gefühl, da habe ich doch schon früher gesucht… es war einfach wieder da.

     

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 156ff., 268ff.

     

  • 15.
    Bruno Neff, Senn auf der Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe
    18:15

    Bruno Neff rezitiert den Betruf auf der Altenalp (Kt. Appenzell Innerrhoden):

    Ave Maria. / Es walti Gott und d’Maria. / Bhüet’s Gott ond ehalts Gott. / Bhüet’s Gott ond ösen lieb Herr Jesus Chrischt / Liib ond Seel, / Hab ond Guet, / wo uf em Beg ommen ischt. / Bhüet’s Gott ond de hälig Sant Moritz / ’s gaaz Land ond schick sini Gschpaane ommenand. / Bhüet’s Gott ond de hälig Sant Maati, / de ’s guet lieb Vech bewahr ond ehalti. / Bhüet’s Gott ond de hälig Sant Antoni, / de ’s guet lieb Vech vo Ogföll veschoni. / Bhüet’s Gott ond de hälig Sant Sebaschtia, / as ösem Vech ke Gsöcht / ond ke Chranked schade cha. / Bhüet’s Gott on de hälig Sant Gall / mit ösere liebe Hälege all. / Bhüet’s Gott alsamme, seis / Fründ ode Find, ond die lieb Muettegottes / mit erem Chind. / Ave Maria. / Bhüet’s Gott vo allem Öbel ond Oofall, / alls em Lendli ond öberall. / Bhüet’s Gott ond ehalts Gott ond / ’s hälig Chrüz. / Gelobt sei Jesus Chrischt / I ali, ali Ebigkeit. / Amen. / Ave, / Ave, / Ave Maria. / [Juchzer]

    Danach: Treichelklang weidender Kühe beim Klausenpass.

    Aufnahme Betruf: Rebekka Sutter.

  • 16.
    Weidende Kühe und danach eine historische Musikaufnahme aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
    32:55

    Weidende Kühe und danach eine historische Musikaufnahme aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts:

    „Gruss von Appenzell“ von der CD „Frauenjodelgesang: Alte Tradition in Appenzell Innerrhoden“. ©2010 ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.

  • 17.
    Jätlied der nordostindischen Lotha-Naga
    12:30

    Jätlied der nordostindischen Lotha-Naga: Ein Junge beobachtet ein Mädchen bei der Arbeit, um zu sehen, ob sie eine gute Ehefrau wäre. Ist ihr Gesicht schweissbedeckt, so ist sie fleissig und in der Lage, sich um eine Familie zu kümmern. Ist ihre Haut trocken, so ist sie faul und wird in ihrem Leben nie erfolgreich sein.

    Die Sängerinnen und Sänger waren: Litsomo, Thungdani, Myano, Nruthung, Chumpenthung, Shipano, Mongshili, Merithung, Khyopenthung, Tsapemo, Tsenchoni, Mhonsheni und Orenimo aus dem Dorf Longsa in Nagaland, Nordostindien.

  • 18.
    Der Weissküfer Werner Stauffacher spricht über die Verwendung von Holzgeschirr beim Käsen auf der Alp
    2:43
    Werner Stauffacher spricht über die Verwendung von Holzgeschirr beim Käsen auf der Alp: Man muss nicht studiert haben, um zu verstehen, dass wenn alle dasselbe Lab, dieselbe Bakterienkultur und identisches Chromstahlgeschirr verwenden, der Käse vom Bündnerland übers Toggenburg bis Appenzell auch gleich schmeckt. Inwischen wurden die entsprechenden Vorschriften wieder etwas gelockert, alles muss sauber sein, „aber man möchte quasi das offene Feuer wieder schmecken.“
  • 19.
    Werner Stauffacher mag Holz
    0:47
    Werner Stauffacher mag Holz: Ist doch schön, nicht wahr, was man mit Holz so alles machen kann!
  • 20.
    Nicht jeder mäht gleich, meinen die Muotathaler Wildheuer
    0:42
    Nicht jeder mäht gleich, meint Anton Schelbert aus dem Muotathal – der eine zieht die Sense, der andere lässt sie gleiten; er persönlich mäht am Hang lieber abwärts als hinauf; am schönsten ist geradeaus zu mähen, wirft Alois Langenegger („Wisel“) ein, mit Holzschuhen an den Füssen.
  • 21.
    Ein Sensenworb ist mehr als eine krumme Stange
    3:10

    Ein Sensenworb ist mehr als eine krumme Stange.

    Der Worbmacher Martin Strub: Eine Sense ist wie ein Paar Schuhe. Sie muss passen, sonst hört man auf zu mähen.

    Hansjörg von Känel: Die verschiedenen Worbarten, sagen wir jetzt ein Ostschweizer, oder ein Berner, wenn man sie anschaut, äusserlich, ist da nichts Gemeinsames, grosser Unterschied. Achtet man aber auf die Machart, dass der Mähder gut mähen kann… Wenn du jetzt einen Ostschweizer anschaust, hat der ein hohes Gestöck, weil er eben ein gerader Worb ist, und wenn du den Berner nimmst, der dreidimensional geschweift ist, und die beiden nebeneinander auf den Boden legst, sind nachher die Griffli auf der gleichen Höhe. Also sie gleichen einander. Ein Appenzeller und der Grindelwaldner, wenn du die anschaust: total anders. Wenn du die Abstände und die Griffhöhen und die Wölbung anschaust von beiden, dann kommst du wieder auf ein gleiches Resultat. Dass eigentlich aus diesen vielen verschiedenen Formen die gleichen Regeln zum Vorschein kommen, die es braucht, damit der Mähder gut mähen kann. Mit der Einteilung der Griffe, der Höhe der Griffe – kommt es eigentlich wieder auf das gleiche hinaus. Das ist so interessant! Das glaubt man gar nicht. Wenn man nicht die Wörbe nebeneinander hinlegen kann und das studieren kann, hat man nie das Gefühl, dass das dasselbe ist. Aber wenn du das machst, dann kommst du zum gleichen Schluss! Es gibt nunmal Regeln bei diesem Worbmachen! Wo die Griffe sind, wie sie sind, und schlussendlich die Form spielt keine Rolle, eigentlich nur diese Abstände und die Höhen. Die Verhältnisse müssen stimmen, und dann kannst du gut mähen. Die Verhältnisse müssen stimmen. Und das ist das Worbmachen eigentlich… die Lehre des Worbmachens. Du musst gewisse Sachen einfach einhalten, gewisse Regeln einfach einhalten.

  • 22.
    Die Worbmacher Hansjörg von Känel und Martin Strub beschreiben die Form des Fribourger Worbs
    1:45

    Hansjörg von Känel und Martin Strub beschreiben die Form des Fribourger Worbs.
    Von Känel: Fribourger. Schön alte Form. Wieder in der Horizontalen durchgezapft, ein schöner Bogen drin, ein sehr schönes Heuchli mit diesem ausgeschnitzten Ende, das nennt man „Spiegel“… etwas sehr Schönes. Der heutige Fribourger mit einem Waadtländer Griff oben und unten und ein Berner-halbkrumm-Worb. Ja. Die Kultur geht langsam verloren, es muss halt laufen, man kann nicht einfach laueren.

  • 23.
    Hansjörg von Känel und Martin Strub beschreiben Worbformen im Pays-d’Enhaut und im Wallis
    3:18

    Hansjörg von Känel und Martin Strub beschreiben die Form der Wörbe im Pays-d’Enhaut (Waadt) und im Wallis.

    Strub über den Waadtländer: Ein Exot – aus drei regionalen Bestandteilen. Worb: chrumm Bärner, s’Heuchli vom Simmetaler und ds Gürbi vom Waadtländer: Pays-d'Enhaut.

  • 24.
    Drei auf Maultrommeln gespielte Arbeitslieder der nordostindischen Chang-Naga
    7:00
    Drei auf Maultrommeln gespielte Arbeitslieder der nordostindischen Chang-Naga. 1. O nütpü: Arbeitslied für das Tragen von Lasten und für das Ausputzen von Wegen und Feldern. 2. Sekmouonet: Jätlied. Der Reis hat begonnen zu spriessen, Unkraut und Gras müssen entfernt werden. 3. Jeipenpoupu: Die Hirseernte wurde eingebracht und liegt nun aus zum Trocknen. Der Maultrommelspieler war T. Oungbou Chang.
  • 25.
    Reisstampflieder verschiedener Naga-Stämme
    6:31

    Reisstampflied der Tikhir-Naga von Shamator Village, gefolgt von einem Auszug aus einem andauernden Getreidestampflied, gesungen anlässlich der Vorbereitung eines Verdienstfestes der Khiamniungan-Naga: Zwei Reihen grosser, schwerer Mörser aus Stücken grosser Baumstämme wurden auf dem Dorfplatz aufgestellt; an jedem Mörser stehen zwei Frauen und stossen abwechselnd ihre Stössel in die Jakobstränen, die später zu Getreidebier vergoren werden. Es folgt ein Getreidestampflied (atsuo [Getreide] küshü [stampfen]) der Pochury-Naga von Khumiasü und schliesslich ein Worfellied der Tikhir von Shamator Village.

    Die Sängerinnen und Sänger des ersten und des letzten Liedes waren Sumong Lamliu, Tsupan Youliu, Simphu Thongliu, Nikham Lamliu, Tsunongai Thuviliu, Chimu Thuviliu, Rutsi Thuviliu, Shisu Sangnguliu, Retsang Lamliu, Yungpan Youliu, Longtsu Thuviliu, Kheansu Sangnguliu, Yantushu Thuviliu, Chungko Lamliu, Tsulim Lamliu, Tiachang Lamliu, Lathong Sangnguliu, Chinti Lamliu, Khiungjangkiu Lamliu, C. Khiungmong Sangnguliu, Kheantsumong Thuviliu, Shalem Youliu, Khupanthong Sangnguliu, Phannongthong Lamliu.

    Das zweite Lied wurde von einer grossen Versammlung von Frauen im Freien gesungen, das dritte Lied von Marhotshü, Pevima, Zuzutshü, Watengü, Zhütetshü, Nyishitshü, Suolatshü, Sikutshü, Shivirho, Luose, Meshotshü, Marütshü und Lanyirhü.

     

  • 26.
    Der Weissküfer Werner Stauffacher fragt, was ist „sennisch“ und was ist es nicht?
    3:12

    Werner Stauffacher fragt, was ist „sennisch“ und was ist es nicht?

    Es gibt keine Bibel, in der festgeschrieben steht, wie das sein muss… Was ist „sennisch“? „Sennisch“ ist, wie eine Familie überefahrt [auf die Alp zieht]. Es kann in schlichtem Rahmen sein – das kann auch sennisch sein. Oder ist das sennisch: einer schrieb dieses Jahr in der Zeitung, man sollte das Vieh quasi aufladen, vor einem Dorf dann ausladen, und nach dem Dorf wieder aufladen. Hat so ein Schlaumeier… Dass erstens die Tiere nicht so weit zu gehen haben und damit zweitens die Behinderung des Strassenverkehrs nicht so lange dauerte. Nun stell dir vor. Erstens das Verladen in die Lastwagen. Wir gehen ja auch mit dem Lastwagen auf die Alp, aber hier laden wir auf und oben laden wir ab. Dann ist man auf der Alp, muss nur noch ein Stückchen gehen bis ganz zur Alp. Aber aufladen… Zuerst zu Fuss, dann muss alles dort vors Dorf hingebracht werden, dann lädt man ab, geht durchs Dorf, lädt wieder alles in die Lastwagen, was nur Stress verursacht, also so einen Mist denkt sich nur einer aus, der das noch nie erlebt hat. Wahrscheinlich hat der sogar einen Titel. Früher hätte man einen wie ihn gevogtet. Erstens ist das Stress für die Tiere, zweitens wird das Vieh dreckig, wenn es immer von neuem in die Lastwagen gepfercht werden muss. Wie soll man das machen?! Man hat die schönsten Trachten an. Zu Hause macht man sich doch zum Aufbruch bereit. Bis zum Schluss trägt man seine Überkleidung, dann duschen sich alle und ziehen sich schön an und dann wird überegfahre. Und dann geht man. Entweder man lädt alles auf, oder man geht zu Fuss. Aber unterwegs siebenmal auf- und abladen, dass geht doch nicht! Die müssten das einmal erleben, dann würden sie merken: Was für einen Mist habe ich geschrieben in der Zeitung!

  • 27.
    Werner Stauffacher: Kultur war immer lebendig, nie „rein“
    3:46

    Werner Stauffacher: Kultur war immer lebendig, nie „rein“. Die Regionen waren stets durch Handel und Heiratsbeziehungen miteinander verbunden und tauschten Dinge und Ausdrücke untereinander aus, und wenn man heute ein echt appenzellisches Senngeschirr zu finden vermeint, kann das sehr wohl aus dem Toggenburg stammen:

    Das gab es früher schon, auch beim Senngeschirr – das war ein Handel! Vor fünfzig oder hundert Jahren haben vielerorts Schullehrer… Hier gab es auch einen, in Ebnat-Kappel, einen Edelmann, der von vielem sagte, das ist „echt Toggenburg“. Aber seit jeher gab es Austausch. Man kann nie sagen, auch bei der Schnitzerei, etwas sei nur Toggenburg oder nur Appenzell. Es gab Lehrlinge, es gab Innerrhoder, die hier im Toggenburg lernten, als Weissküfer z. B., und umgekehrt. Ein Näf z. B. aus Wildhaus machte seine Lehre im Ausserrhodischen. Und jeder nahm später einen Stil mit. Deshalb bin ich immer vorsichtig mit Behauptungen, was „echt“ sei. Bei den Innerrhoder Frauen[-Trachten] gibt es heute noch eine Bordüre, das „Mailänderli“, ich glaube am Ärmel. Das stammt aus Mailand. Das wurde von den Söldnern gebracht. Es gab keinen Urknall! Die städtischen Jodlerclubs tragen noch heute Schuhe wie zu Napoleons Zeiten, mit dieser Schnalle. Das wurde alles überliefert. Und die gelben Hosen z. B., das Überefahre i de Gääle, das kam ziemlich sicher aus dem Bayrischen. Das weiss man. Das wurde nicht hier erfunden. Aber jeder hat das Gefühl, genau so sei es richtig. Das glaube ich nicht! Da vorne, im Riedbad, gab es einen Drechsler, der trug fuderweise Ware ins Appenzellerland, als es noch keine Strasse gab. Er ging auf die Märkte. Also gibt es jetzt auch toggenburger Näpfe und Melkstühle auch im Ausserrhodischen und Innerrhodischen. Die sind sicher noch nicht alle kaputt. Jetzt kommt einer, sagen wir ein Lehrer, im Innerrhodischen, der sich ein bisschen mit unserer Kultur befasst, er sieht einen Napf, und der Napf war vielleicht vorne vom Ennetbühl gedreht worden, der war spezialisiert, der konnte gut Näpfe drehen. Und jetzt sieht der Lehrer, der sich ein bisschen mit Kultur befasst, diesen Napf und sagt, „das ist der Innerrhoder Napf.“ Da sind wir viel zu engstirnig. Ich glaube auch, die gelbe Umrandung gehört jetzt eher zum Innerrhodischen, das sieht man hier ein bisschen seltener, das Gelb, die Einfassung des Knopflochs. Aber dann gab es eine Innerrhoder Frau, die vielleicht einen Ausserrhoder oder einen Toggenburger heiratete, und schon haben wir wieder das Durcheinander! Das ist wie mit Sprache. Diese Sprachwissenschafter sagen, so lebt die Sprache. Jeder gibt wieder… ein Ausdruck wird beibehalten oder versandet wieder.

  • 28.
    Die Flurnamen des Wildheugebiets „Hinterer Heubrig“
    5:26
    Aus einem alten Manuskript in altdeutscher Handschrift liest Anton Schelbert, assistiert von Alois Langenegger und Daniel Büeler, die Flurnamen des Muotathaler Wildheugebiets Hinter Heubrig vor.
  • 29.
    Ein alter Senn beschreibt den „Sennenweg“ über eine Gletschermoräne
    2:14
    Konrad Mattli, ein alter Senn, beschreibt den „Sennenweg“ über eine Gletschermoräne. Originalaufnahme © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2015: 264ff.
  • 30.
    Er spricht über das Käsen „mit einem Tropfen Milch“
    1:31

    Mattli beschreibt das Käsemachen „mit einem Tropfen Milch“:

    Wenn man einen Tropfen Milch hatte, machte man Käse. Sagen wir, man hatte drei Liter Milch. Diese Milch füllte man im Keller in die Mutte [einen hölzernen Milchbehälter]. Und nachher, am nächsten Tag, nahm man die ab. Zwei Tage zusammengenommen – morgens drei und abends drei Liter waren schon sechs – ergaben zwölf Liter Milch. In zwei Tagen. Und aus dieser Milch machte man alle zwei Tage Käse. Wir nannten den „Hauskäslein“.

    Originalaufnahme © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2015: 264ff.

  • 31.
    Ein Urner Senn über die Bedeutung von Wasser, Gras und Wetter auf der Alp
    1:19

    Der Urner Senn Ruedi Müller über die Bedeutung von Wasser, Gras und Wetter auf der Alp:

    Ich sage, ja, das Wichtigste ist das Wasser, das Gras… Auch etwas vom Wichtigsten ist das Wetter. Das Wetter kann dir dort oben alles nehmen. Das Wetter kann einem wahrscheinlich am stärksten schaden. Und das Wasser.

     

    Originalaufnahme © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 324ff.

  • 32.
    Bruno Neff, Senn auf der Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe
    18:15
    Bruno Neff, Senn auf der Appenzeller Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe.
  • 33.
    Weidende Kühe und danach eine historische Musikaufnahme aus dem Appenzell
    32:51

    Weidende Kühe und danach eine historische Musikaufnahme aus dem Appenzell:

    „Echt Appenzellerisch“ von der CD „Jakob Alder, Franzsepp Inauen, Johann Fuchs, Albert Räss“. ©2010 ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.

  • 34.
    Vier Arbeitslieder der nordostindischen Tikhir-Naga
    5:52

    Vier Arbeitslieder der nordostindischen Tikhir-Naga. Das erste wird gesungen, bevor die Arbeitsgruppe aufbricht und sich auf den Weg zum Feld macht; das zweite – thiluyih bzw. rilu khen – begleitet das Roden des Waldes für ein neues Feld und später die Ernte; das dritte – akheangrung khen – bezieht sich auf das Aufsammeln der halbverbrannten Holzstücke aus dem frisch geschwendeten Feld; das vierte – muyang khen – begleitet die Aussaat.

    Die Sängerinnen und Sänger waren Sumong Lamliu, Tsupan Youliu, Simphu Thongliu, Nikham Lamliu, Tsunongai Thuviliu, Chimu Thuviliu, Rutsi Thuviliu, Shisu Sangnguliu, Retsang Lamliu, Yungpan Youliu, Longtsu Thuviliu, Kheansu Sangnguliu, Yantushu Thuviliu, Chungko Lamliu, Tsulim Lamliu, Tiachang Lamliu, Lathong Sangnguliu, Chinti Lamliu, Khiungjangkiu Lamliu, C. Khiungmong Sangnguliu, Kheantsumong Thuviliu, Shalem Youliu, Khupanthong Sangnguliu, Phannongthong Lamliu.

  • 35.
    Josef Manser und Josef Inauen sprechen über den Heustock und über den alten Beruf des Heumessers
    2:30

    Josef Manser und Josef Inauen sprechen über den Heustock und über den alten Beruf des Heumessers.

    Josef Manser, an dessen Heustock – bereits als Reproduktion – die Heurechnung steht, die auch in dieser Ausstellung an der Bretterwand zu sehen ist, beschreibt den herkömmlichen Aufbau eines Heustocks.

    Josef Inauen, Autor des „Innerrhoder Alpkatasters“ und zahlreicher weiterer Werke über Landwirtschaft und Kultur im Appenzell, erklärt die Masseinteilung eines Heumessstabs und die einstige Tätigkeit und Verantwortung der Heumesser.

  • 36.
    Josef Inauen und Josef Manser erläutern eine Heurechnung
    7:10
    Josef Inauen und Josef Manser erläutern die Heurechnung an der Bretterwand unter Mansers ehemaligem Heustock.
  • 37.
    Josef Inauen und Josef Manser sprechen über die einstmals gegenseitige Abhängigkeit von Heubauer und Senn
    4:25

    Josef Inauen und Josef Manser sprechen über die einstige Koexistenz von Heubauer und Senn im Appenzell.

    Es geht um Heubauer und Senn. Der Heubauer hat die Liegenschaft und hat Futter und hat vielleicht noch zwei, drei Kühe und in der Regel vielleicht ein paar Schweine für seinen eigenen Bedarf, davon abgesehen hatte er Ertrag von seinem Heustock. Den verkaufte er. Den Handel schloss man bereits im Herbst. Der Senn, wenn er vom Berg herabkam, brauchte ja Heu für den ganzen Winter. Deshalb fuhr er von einem zum nächsten Ort – das ist das sogenannte Überefahre [Hinüberfahren]. Ein Senn kauft Heu entweder nach Mass, wenn der Bauer per Kubikmeter oder Klafter verkauft, oder er verkauft tagesweise, per Futtertag. Und der Futtertag war beeinflussbar. Ich kann den Kühen viel oder ich kann ihnen wenig [Futter] geben. Da waren die Interessen [von Senn und Heubauer] nicht dieselben. Der Heubauer möchte möglichst viele Tage, und der Senn will gut gefütterte Kühe. Dann gab es noch Nuancen: der Heubauer war an reichlich Dünger interessiert. Da sagte der Heubauer vielleicht zum Senn, „wenn du noch Mehl kaufst, bezahle ich die Hälfte.“ Dann blieb er länger, und es gab mehr Dünger. Damals achtete man noch stark auf den Dünger; es war wichtig, dass die Liegenschaft gut gedüngt war. Aber das waren dann schon eher Finessen und nicht das Normale. Der Heubauer war daran interessiert, das Heu schön dürr hereinzunehmen. Wenn er schweres hereinnahm, wurde das dichter gepresst und wurde noch härter, dafür war es nicht so gut, wenn er gutes [d. h. dürres, luftiges] Heu einnehmen konnte, hatte er dann noch schnell Heu bis unters Dach.

  • 38.
    Alois Langenegger liest aus seinem Notizenheft über die Wildheuernten am Hinteren Heubrig
    6:39
    Seit 1971 vermerkt Alois Langenegger in einem Notizheft, wieviele Heubündel – jedes wiegt zwischen 50 und 60 Kilos – am Hinter Heubrig gemäht und wem zu welchem Preis verkauft wurden. Hier liest er einige Einträge aus seinem Heft.
  • 39.
    Für Martin Strub spiegelt sich in der schweizerischen Vielfalt von Worbformen auch Kantönligeist
    1:45
    Für den Worbmacher Martin Strub spiegelt sich in der schweizerischen Vielfalt von Worbformen auch Kantönligeist. Hansjörg von Känel meint, dass von der einstigen „gewaltigen Vielfalt“ von Worb-Formen in der Schweiz heute nur noch „ein Schäumchen“ existiert.
  • 40.
    Hansjörg von Känel und Martin Strub beschreiben Bündner Worbformen
    8:01

    Hansjörg von Känel und Martin Strub beschreiben Bündner Worbformen.

    Von Känel: Ganz klar ein Bündner. Das ist jetzt einer, der etwas lange im Freien hing, ein Bündner… Ich kann nicht sagen, wer den gemacht hat, aber der stammt vermutlich von einem Worbmacher, dem die Zähne schon lang nicht mehr wehtun, der schon lange gegangen ist. Ein sehr schöner Bündner. Man sieht, er ist schön lang, was ganz typisch ist für die Bündner, und kurzer Abstand zwischen unterem und oberem Griff. Ein ganz typischer Bündner – etwas sehr Schönes.

  • 41.
    Hansjörg von Känel spricht über Tessiner Wörbe
    1:09

    Hansjörg von Känel spricht über Tessiner Wörbe:

    Im Tessin gibt es den geraden Tessiner und den geschweiften Tessiner. Der hier steckengerade. Siehst du, der ist länger, aber wenn du jetzt eine Tessinerin wärst, würdest du trotz der Länge dieses Worbs damit mähen. Weil man damit schön mähen kann. Er ist länger, aber hat hier keinen so grossen Abstand. Das ist so, weil der Tessiner eigentlich mehr oder weniger geradeaus den Hang hinunter mäht. Er mäht anders als wir.

  • 42.
    Hansjörg von Känel über den Unterschied vom Dengelklang in der Ostschweiz und im Tessin
    2:50

    Hansjörg von Känel über den Unterschied vom Dengelklang in der Ostschweiz und im Tessin:

    Der Tessiner hat keine langen Blätter, er dengelt gerne, aber wetzt nicht gerne. Weil wetzen heisst, die Sägisse abbrauchen, abnützen, aber das Dengeln macht ihr nichts. Sie wächst. Deshalb dengelt er gerne. Und er dengelt am Boden. Und wenn du einen fragst, wie hat es getönt, wenn dein Grossvater dengelte, dann sagt er nicht wie der in der Ostschweiz, es hat däk däk däk gemacht, nein, der sagt, wenn der Grossvater dengelte, hat es ding ding ding ding ding gemacht. Das ist eben ein Unterschied. Ihre Sensenblätter sind ein bisschen härter, und sie schlagen nur ganz vorne… Die meisten waren nicht so wohl genährt wie wir, die waren noch gelenkig im hohen Alter, dann hockten sie sich im Schneidersitz auf die ebene Erde, das Dangel zwischen den Beinen, und so haben sie gedengelt. Wir müssen eine Böschungskante suchen, sonst sehen wir das Blech nicht mehr vor uns.

    Das Felddangel im Boden, das gibt nicht einen Ton vom Holzdotzen oder vom Stein, es ist frei, es singt also, und die Sägisse ist ein bisschen härter. Hier im Mittelland hat man gerne eine weiche Sense, um verkrautetes Gras zu mähen ist die besser, und die Tessiner haben zähes, trocken gewachsenes Gras, deshalb haben sie ein hartes Sägissli und das hat ding ding gemacht.

  • 43.
    Martin Strub und Hansjörg von Känel beschreiben Worbformen im Toggenburg
    8:38
    Martin Strub und Hansjörg von Känel beschreiben Worbformen im Toggenburg, wo, so von Känel, „jeder Krachen einen Worb für sich“ hatte. Am Beispiel des „Worbs vom Typ Jeanine“ erläutert er, wie gelegentlich anekdotische Ereignisse zu seiner Benennung spezieller Worb-Formen führen: der „Typ Jeanine“ basiert auf einem Worb, der ihm einst von einer Jeanine geschenkt wurde, so wie sein „Altzürcher“ vermutlich ursprünglich aus Graubünden stammt, ihm jedoch bei einem Anlass in Zürich geschenkt wurde (vgl. Aufnahme 069).
  • 44.
    Gedicht in pennsylvanisch-deutscher Mundart
    5:29

    Gedicht von Lee L. Grumbine aus dem 1903 erschienenen Band „Der Dengelstock and Other Poems and Translations in the Pennsylvania-German Dialect / Der Dengelstock un’ an’eri Gedichte un’ Übersetzunge im pennsylvanisch-deutscher Mundart“, 1903, S. 54ff.

    Gelesen wird das Gedicht hier von Patrick J. Donmoyer, Direktor des Pennsylvania German Cultural Heritage Center an der Kutztown University of Pennsylvania, Kutztown.

    Auszug:

    Der alt Dengelstock, / Dort steckt er im Block, / Unner’m alte Pund-appel Baum; / Am Nascht henkt die Sens – / Der Reche bei der Fenz – / Seh Alles wie’n schöner Traum.

    Die Sonn geht ‘uf, / Komm Buwe, steht ‘uf, / Schon lang sin die Hahne am krähe; / Dir faule Beng’le. / Macht euch an's deng’le, / Nach 'm Frühstück geht‘s an’s mähe.

    Wann die Sens wird stumb, / Is der Oxe-horn Kumb, / Mit ‘em Wetzste’ au’ net weit; / Un’ der Hammer wie’n Glock / ‘Uf ‘em Dengelstock, / Spielt sei Lied, – ich hör’s noch Heut.

    „Klingel, Klengel, / Wetz un’ dengel, / Der Dengelstock klangt un’ klingt; / Klingel, klengel, / Hammer un’ dengel, / Hör was der Dengelstock singt.“

    Der Thau’ ‘uf ‘em Grass, / Es glizert wie Glass, / Im früh morge Sonneschein; / Dick falle die G’maade, / In der Sens ihre Paade, / So graad wie’n Soldate-lein.

    Die Fenze-meis springe, / Ich hör die Vögel singe, / Bie de Heu-macher ‘uf ‘em Feld; / E’n tausend Ihme brumme, / Um die süsse, wilde Blume, / Froh un’ lustig die ganse Welt.

    [...]

  • 45.
    Hansjörg von Känel spricht über das Zusammenspiel von Auge, Arm und Hand beim Dengeln einer Sense
    2:01
    Hansjörg von Känel spricht über das Zusammenspiel von Auge, Arm und Hand beim Dengeln einer Sense.
  • 46.
    Der Worbmacher Willy Koller erzählt einen anzüglichen Dengelwitz
    1:44
    Beim Mittagstisch in der Dorfbeiz und zur Begleitung der dort gespielten neu-tirolischen Schunkelschlager erzählt Worbmacher und Briefträger Willy Koller aus Haslen im Appenzell den Witz von den zwei Freundinnen, die gemeinsam zum Fastnachtsball gingen, die eine als Sonne, die andere als Sense verkleidet. Die Sonne gewann für ihr Kostüm den ersten Preis, was ihrer Freundin, der Sense, aber nicht neidete, weil sie, so erzählt sie ihrer Freundin glücklich, in jener Nacht noch zweimal gedengelt wurde.
  • 47.
    Ein junger Bauernschüler hatte den Dengelrhythmus seines Grossonkels im Ohr
    1:35

    Ruedi Müller, ein junger Bauernschüler, hatte den Dengelrhythmus seines Grossonkels im Ohr:

    Als ich das erste Mal an der Bauernschule tängälä musste, hatte ich den Rhythmus vom Onkel im Ohr – nach diesem Rhythmus habe ich tängälet. Nit z lang am glyychän Oort, immer ä chli faarä. Den Arm am Körper. An der Bauernschule sagten sie mir, das müsse ich nicht lernen – das könne ich ja schon (Hirtler 2015: 324).

     

    Originalaufnahme © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 324ff.

  • 48.
    Viehlockrufe von Bruno Neff Junior und Senior auf der Altenalp
    5:53

    Viehlockrufe von Bruno Neff Junior und Senior auf der Altenalp.

    Aufnahmen: Rebekka Sutter.

  • 49.
    Treichelklänge von der Abfahrt 2018 von der Altenalp, gefolgt von einer historischen Musikaufnahme
    5:24

    Treichelklänge von der Abfahrt 2018 von der Altenalp und danach eine historische Musikaufnahme:

    „Alpabfahrt von Schwägalp nach Rossfall 2“ von der CD „Alpstobede und Alpfahrten“. ©2009 ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.

  • 50.
    Arbeitslieder der nordostindischen Pochury-Naga
    21:15

    Arbeitslieder der Pochury-Naga aus dem Dorf Khumiasü: Küpuotsa – für ein neues Feld wird ein Waldstück geschwendet. Tütse – hacken und säen. Die Schlussmelodie des Stücks zeigt das Ende der Arbeit auf einem zuvor bestimmten Abschnitt des Feldes an. Die Arbeitsgruppe legt eine Rast ein, isst und trinkt, bevor sie sich an den nächsten Abschnitt macht. Shetha (Jakobstränen) kütshe (säen). Dasselbe Lied kann auch gesungen werden, während die stehenden Reispflanzen zu Garben gebunden werden, was ihr Knicken verhindert und das Schneiden der Ähren bei der Ernte zu erleichtert. Atsuo (Getreide) küshü (stampfen). Lied zur Begleitung des Stampfens von Reis oder Hirse.

    Die Sängerinnen und Sänger waren Marhotshü, Pevima, Zuzutshü, Watengü, Zhütetshü, Nyishitshü, Suolatshü, Sikutshü, Shivirho, Luose, Meshotshü, Marütshü und Lanyirhü.

  • 51.
    Anton Schelbert spricht über die Gemeinschaft der Wildheuer am Hinteren Heubrig
    3:10
    Anton Schelbert spricht über die gute Gemeinschaft der Wildheuer am Hinteren Heubrig: Einer alleine schafft gar nichts; alle gemeinsam bringen etwas zustande. So froh er ist, wenn die Wildheusaison vorüber ist, so sehr zieht es ihn jedes Jahr wieder hoch in die „Planggen“ – die Wildheuwiesen. Alois Langenegger und Daniel Büeler sind ganz seiner Meinung.
  • 52.
    Erklärung des Lossystems, mit welchem das Gebiet des Hinteren Heubrig jährlich unter den Wildheuern aufgeteilt wird
    4:12
    Anton Schelbert, Alois Langenegger und Daniel Büeler erklären das System des „Zirk-Nehmens“, ein Lossystem, mit welchem die Wildheuer alljährlich am 1. August das Wildheugebiet des Hinteren Heubrig unter sich aufteilen.
  • 53.
    Ein Urner Senn erinnert sich an das Wildheuen in seiner Kindheit und Jugend
    9:53

    Ein Urner Senn, Josef Gisler, erinnert sich an das Wildheuen in seiner Kindheit und Jugend:

    Ich bin mit dem Wildheuen aufgewachsen. Als Bub war ich Läufer. Vil ggnitzt het mä ja als Chlyynä nit. Si hent di gschickt, um Kaffee, Garen, Eisenhaken, Seifenbüchsen oder Draht zu holen. Man ging sofort, das war keine Frage. Am Morgen brachte ich jeweils das Znyyni. Dernaa bisch dü nit umägschtandä oder umäghocket, dü hesch äü wellä mäijä. Ds Sägässli het mä scho doobä gha.

    Am ersten Tag im Wildheu bisch dü üüsghirmet gsy, dü hesch em putzt, der ganz Tag. Am zweiten Tag warst du richtig kaputt. Du bist sachter, gemächlicher an die Arbeit. In diesem Rhythmus konntest du den ganzen Tag mähen. Um fünf Uhr nachmittags war noch lange nicht Feierabend. Erscht am Aabig vor äm Nachtä bisch häigangä. Eine Woche, zwei Wochen haben wir gemäht. Wenn schlechtes Wetter war, wenns hundsläid gsy isch und all Tag läid gsy isch. Was hesch wellä machä? Gaa mäijä. Das frische Grün konnte man liegen lassen, das machte nichts. Diese Ausdauer musst du lernen und üben. Alles war Handarbeit, das Mähen, das Tragen, das Seilen (Hirtler 2015: 236).

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung.

  • 54.
    Das Tragen der Heulast erfordert Kraft, einen guten Gleichgewichtssinn und einen sicheren Tritt
    3:09
    Eine Traglast Wildheu – ein „Burdi“ – wiegt zwischen 50 und 60 Kilos. Das Tragen erfordert Kraft, einen guten Gleichgewichtssinn und einen sicheren Tritt. Verliert der Träge die Balance, riskiert er, die Last zu verlieren und im schlimmsten Fall selbst mit ihr abzustürzen.
  • 55.
    Momente von Glück und Zufriedenheit auf der Alp
    2:52

    Ruedi und Alice Müller, Monika und Bärti Gisler und Franz Müller sprechen über Glück und Zufriedenheit und über das Herzklopfen beim Hinaustreten vor die Alphütte früh am Morgen und beim Anblick der weidenden Kühe im ersten Morgenlicht hoch am Hang.

    Ruedi: Einfach am Morgen aufwachen, und dann scheint dir, hie und da wenn es schön ist, das Sonnenlicht schon entgegen, du trittst aus dem Haus, da die ganze Bergwelt und alles, und, ja, die Aussicht und alles, und ja... ich habe ein ganz anderes Gefühl, wenn ich morgens durch diese Haustüre hinausgehe. Wie ein Herzklopfen...

    Alice: Man steht einfach gerne auf und man freut sich und man geht ins Freie und man sieht die Kühe ganz oben im Hang und sagt „nein... jetzt muss ich da hoch!“ Aber es zieht einen doch dort hinauf, denn dort oben scheint die Sonne und man kann ein bisschen hoch zur Sonne, und wenn man dann herunterkommt, ist die Sonne hier unten auch schon. Man sieht alles um sich herum, auch wenn man oben bei den Kühen ist – einfach herrlich, man fühlt sich einfach so frei.

    Bärti: Es sind viele Dinge. Abends sitzen alle zusammen draussen vor der Hütte, man sieht dieses Abendrot und alles, es entschädigt für vieles, solche Momente... Du sitzt, unterhältst dich miteinander, trinkst etwas, siehst den Gletscher... Es ist einfach schon etwas, was man nicht kaufen kann, und einen gewissen Aufwand ist das einfach wert.

    Monika: Ich kann nicht sagen, man ginge nicht mehr, wenn es im Herzen nicht mehr stimmen würde. Momentan muss man es auch wirtschaftlich betrachten für den Betrieb. Wir könnten fast nicht existieren, wenn die Alp nicht dabei wäre. Aber vielleicht ginge man trotzdem noch...

    Monika: Wenn man auf die Alp geht, ist es am Anfang zack zack zack zack zack. Viele Dinge, die man unter einen Hut bringen muss. Ein bisschen stressig zum Teil hier und da. Dann bist du fertig und dann macht es BUMM. Und es zählen noch die Kühe und der Käse. Und die Familie. Du hast nicht mehr die Möglichkeit, hier noch Wäsche aufzuhängen, dort noch die Buchhaltung zu machen und all das. Es wird einfach viel einfacher. Es ist auf das Minimum reduziert. Die Tätigkeit. Die beinhaltet auch viel, aber es ist einfach... Die wichtigen Dinge, die essentiellen Dinge, die für mich wichtig sind, die treten dort mehr in den Vordergrund. Das Überflüssige fällt weg für mich, ja...

    Franz: Zufrieden sein, einfach... Wenn du in der Vergangenheit lebst, da hat man gelebt. Wenn ich in die Zukunft träume, dann schwebe ich irgendwie, und wenn ich in der Gegenwart lebe, dann kann ich das Leben bestimmen.

     

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 324ff., 268ff., 156ff.

  • 56.
    Bruno Neff, Senn auf der Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe
    18:15
    Bruno Neff, Senn auf der Appenzeller Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe.
  • 57.
    Weidende Kühe und danach ein appenzellisches Chläusezäuerli von 1949
    31:19

    Weidende Kühe unterhalb der Ebenalp und danach die historische Aufnahme eines appenzellischen Chläusezäuerli von 1949. Nebst dem Gesang selbst ist auch das Ein- und Ausschellen zu hören. Weitere Informationen zu der Aufnahme existieren leider nicht.

     

    © ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.

  • 58.
    Feuergesänge der Chang-, der Chakhesang- und der Yimchungrü-Naga
    2:41

    Feuergesänge der Chang, der Chakhesang und der Yimchungrü. Die ersten zwei kurzen Lieder stammen aus dem Schöpfungsliedzyklus der Chang. T. Impongsoted liest die Strophen jeweils in gesprochener Chang-Sprache; Chongmasoba Chang singt sie in der alten Liedsprache.

    Der Text des ersten Lieds lautet: Mensch und Tiger wetteiferten um das erste Feuer; der Mensch erfand das Feuer. Das zweite Lied wiederholt: Der Mensch erfand das Feuer.

    Die zweite – nächtliche – Aufnahme stammt aus dem Chakhesang-Dorf Chizami im nordostindischen Bundesstaat Nagaland. Zu hören ist der Singsang der Feuerwächter, die während der Brandrodungszeit des Nachts die Peripherie des Dorfes abgehen und achtgeben, dass das Feuer nicht von den Feldern auf das Dorf übergreift. Mit ihren Rufen teilen sie ihren Dorfgenossen ihre jeweilige Position mit, sodass sie im Notfall schnell zu finden sind.

    Der Text des Yimchungrü-Liedes lautet in wörtlich-deutscher Übersetzung:

    Feuerstelle / Menschen / Feuer / darin / Anfang / blieben / oh ja / blieben.

    Sinngemäss besagt das Lied, dass Menschen seit jeher dank des Feuers überlebten, dass die Beherrschung des Feuers geradezu menschliche Existenz ausmacht.

    Nach der Errichtung eines neuen Hauses wird das erste Herdfeuer rituell mit Hilfe einer Feuersäge (einem Stück Hartholz, Bambusstreifen und Zunder) entfacht; letztlich – so erklärten die SängerInnen (Ramtsüla Jangrü, Yanhola Khiungrü, Esther Jangrü, Throngsochi Hillary Kiphurü und Yinsola Kiphurü) – bezieht sich das Lied auf das erste Feuer der Menschheit.

  • 59.
    Arbeitslied-Zyklus der Yimchungrü-Naga
    12:03

    Arbeitslied-Zyklus der Yimchungrü-Naga des Dorfs Shiponger. Die Liedtextübersetzungen und Erläuterungen nacheinander:

    Dornen / entfernt / Faust-voll / Gestrüpp / entfernt. Der Liedtypus wird als panshu khün bezeichnet; khün heisst „Lied“; panshu ist das im Vorjahr geschwendete Gebiet, welches nun von Unkraut befreit wird, bevor ein neues Gebiet gerodet wird. Auf der panshu-Fläche werden Bohnen, Kürbisse und Mais usw. angepflanzt, auf der neuen Fläche Bergreis. Anschliessend an dieses Lied folgt ein wortloser Arbeitsgesang, der keiner spezifischen Tätigkeit oder Jahreszeit zugeordnet ist.

    Wu – o – wu – o... Auch dies panshu khün: Das ausgerissene Gestrüpp wird mit beiden Händen und Armen zusammengerafft, aufgehäuft und verbrannt.

    Oe – oe – oe... Panshu khün. Wenn ein zuvor festgelegter Teil des Feldes gejätet ist, singt die Feldarbeitsgruppe diese Melodie und legt dann eine Rast ein, die Frauen und Männer essen und trinken, bevor sie sich an den nächsten Abschnitt machen.

    Saft / oh / Saft / Saft / trinken / oh / Gestrüpp / ist das. Jätgesang. „Saft“ bezieht sich auf das Reisbier, welches zu festlichen Anlässen aus dem Getreide, welches hier gesät wird – Reis, Hirse oder Jakobstränen – gewonnen wird.

    Oi – oi – wulo... Getreidestampflied (hi chutung khün). Während des Stampfens springen Getreidekörner auf die breiten Ränder der hölzernen Mörser und werden von den Arbeitenden mit einer ihrer Hände in den Mörser zurückgewischt, während sie mit der anderen Hand, die den Stössel vorübergehend alleine hält, den Arbeitsrhythmus unverändert beibehalten. Die Wischgeste in dieser Arbeitssituation ist „wulo“.

    Die Sängerinnen waren Heyinla M., Tothsangla Y., Toshela H., Tothsangla S., Chilula Y., Shothsangla R., Athrongla T., Pahla T., Yantila Y., Hamphula C., Kheanjila S., Shochimla T., Mongphula S. und Shojila M.

  • 60.
    Alois Langenegger schlägt das Dengeleisen in den Bock, er dengelt und wetzt seine Sense
    8:12
    Alois Langenegger schlägt das Dengeleisen in seinen Dengelbock, einen grossen Steinquader; dann dengelt und wetzt er seine Sense.
  • 61.
    Der Weissküfer Werner Stauffacher liest „Die Fuge“ – das Gedicht eines unbekannten Autorsl
    2:15

    Werner Stauffacher liest „Die Fuge“, das Gedicht eines unbekannten Autors:

    Gott schuf das Holz, mal hart mal weich. / Doch eins, sprach er, ist immer gleich. / Es wird nie rasten und nie ruh‘n, / wird arbeiten, wird immer was tun. // Und so gab er dem Holz die Zellen. / Jetzt konnt es schwinden und quellen. / Doch als es schwand, wurd's plötzlich klar, / da war ein Stück, wo nichts mehr war. // Und da sprach unser Herr, der Kluge: / Mein liebes Holz, das ist die Fuge. / Trag sie mit Achtung und mit Stolz, / an ihr erkennt man dich als Holz. / Auch Fugen sind ein Stück Natur, / begreif das Mensch, sei nicht so stur.

  • 62.
    Martin Strub und Willy Koller sprechen über gut eingearbeitete Sensen und Rechen
    1:33

    Martin Strub und Willy Koller sprechen über die Vorzüge gut eingearbeiteter Sensen und Rechen.

    Strub: Hier sieht man ganz gut, wie viel die gebraucht worden ist. Deshalb wurde sie kürzer. In der Länge hat sie sich nicht verändert, der Spitz, ja... vielleicht auch ein bisschen, aber ganz wenig. Die hier auch. Vom Dengeln und Wetzen hat die an Breite verloren. Die läuft auch immer über den Boden. Mit der Zeit, so sagte man, werden die Sensen immer hauiger [d. h. sie schneiden besser], weil sie sich abnützen, sie werden immer dünner. Das Blatt. Durch den Gebrauch. Eine neue Sense läuft nie so gut wie eine gut gedengelte, die man benützte. Vorausgesetzt, sie ist nicht verrostet.

    Koller: Es gibt ja noch mehr Gerätschaften, die zuerst eingearbeitet werden müssen, bis sie passen. Auch ein Rechen, wenn man den zwei Jahre lang im nassen Gras benutzt, die Zähne werden schlüffiger, gleitiger als beim ersten Mal. Früher hiess es, eine fünfjährige Sense sei wertvoller als eine neue. Weil sie eingearbeitet ist. Die alten Chögli sind die läigen... die sind eingearbeitet. Es sei denn, sie sind ganz schmal, dann ist auch fertig, dann ist es auch vorbei. Aber sagen wir, die hier ist neu. Und wenn sie dann einen Zentimeter schmaler ist, dann wird sie gleich leichter und läiger, oder...

  • 63.
    Hansjörg von Känel spricht über gebrauchte Wörbe
    0:39

    Hansjörg von Känel:

    Wörbe, die man benutzt, bekommen Charakter. Wenn du die Reihe anschaust von hier an bis hier, das sind alles gebrauchte Wörbe, von uns gebraucht, da siehst du den Schweiss und Härd [Erde], die Griffleni sind schön poliert von unseren blossen Händen. Es ist ein wunderbares Mähen mit solchem Geschirr.

  • 64.
    Hansjörg von Känel spricht über Tradition als Macht der Gewohnheit
    1:11

    Hansjörg von Känel spricht über Tradition als Macht der Gewohnheit:

    Die [Worb-]Formen sind vier-, fünfhundert Jahre alt und die wurden einfach nie verändert. Die Leute gingen lieber in die Knie, als die Wörbe länger zu machen. Kein Appenzeller nahm früher einen Berner Worb in die Finger und ein Berner sowieso keinen Appenzeller. Der Bündner blieb bei seinem eigenen Worb, mit einem anderen konnte er nicht mähen, aber das verstehe ich auch, denn nach einem Worb, der so schön ist wie der Bündner, muss man lange suchen.

  • 65.
    Hansjörg von Känel über das Zusammenspiel von Mensch, Sense und Topographie
    3:15

    Hansjörg von Känel:

    Die Sense diktiert die Bewegung. Das kommt von der Worbform. Damit es einfach geht, richtet man sich ein. Man passt sich an die Abstände der Griffe an, an die Stellung des Blattes, damit es einfach geht. Und ohne dass man es merkt, mäht man wie ein Bündner. Wenn ich mit dem Appenzeller mähe, stelle ich mich hin wie ein Hosenscheisser und ziehe an der Sense, ich stosse nicht... Das kommt automatisch.

    Topographie und Mensch sind nicht überall gleich. Ein Berner Unterländer geht anders eine Böschung hoch als ein Bündner, die nehmen den Hügel anders in Angriff. Da kannst du 100% sicher sein. Und man sagt, der Tessiner mähe am liebsten grad über die Böschung hinunter. Von der Bewegung bis zur Lebensauffassung ist immer alles ein bisschen anders. Und das ist auch von Kanton zu Kanton verschieden.

    Es ist ganz interessant, wenn ich jetzt eine Sägisse, einen Worb nachbaue von Slowenien oder Norditalien, oder einen Franzosen, und dann stelle ich da ein Blatt an und dann gehe ich mähen, und dann kommt etwas ganz Gewaltiges. Der Worb, der sagt, wie ich zu mähen habe. Also wenn ich jetzt mit einem Franzosen mähe, stelle ich mich anders hin als mit einem Berner, und es ändert sich etwas oben im Kopf, ich denke Französisch, und ich habe das Gefühl, ich habe im linken Auge einen kleinen Schatten vom Béret. Die erloschene Gaulois spüre und schmecke ich, gäll, im Mundwinkel. Und so nach de Nüüne fangt de Gluscht aa nach früschem Brot, Geisskäse und gutem Rotem, du passt dich dieser Sägisse an, das kommt rüber. Oder wenn ich mit dem Slowenen mähe, dann stehe ich gerade da, ich kann die Sprache nicht, aber es chunnt mer e Melodie [er imitiert einen Takt „slowenischer“ Melodie], gäll, das kommt. Das ist so. Oder der Norditaliener – so etwas Schönes zum Mähen. Bella giornata. Ja, es ist nicht nur das Mähen, es ist nicht nur die Sägisse. Es ist… ich weiss nicht, es ist… einfach es tut mit einem. Und das finde ich das Schöne.

  • 66.
    Daniel Büeler und Anton Schelbert erzählen von ihren ersten Sensen
    4:08
    Daniel Büeler und Anton Schelbert aus dem Muotathal erzählen von ihren ersten Sensen.
  • 67.
    Hansjörg von Känel spricht über Appenzeller Worb-Typen
    2:55

    Hansjörg von Känel:

    Appenzeller Innerrhödler – schön geschwungen, schön das lange Gestöck, ist auch wieder Fichte, der Stamm, und der Ast, und Willy Koller, wenn er dir den erklärt, sagt er [er imitiert Appenzeller Dialekt]: „Do hesch de Zeegfinger inne, und do isch d‘ Duumekanzel. Das isch dass das Ding rächt hebe kanscht.“ Und wenn ich dem Willy Koller sage, „Willy, jetz mach mer doch endlich e chli längeri Wörb, d’Lüt si gross worde“, de luegt er mi es Ziitli a und denn seit er, „ich mach es allno wi de Grossvatter sölig, de Vatter sölig, und suscht nüüt anders, göll?! Baschta.“ Er will sich nicht ändern. Er macht jetzt manchmal einen geschwungenen Appenzeller, einen langgezogenen Appenzeller, leicht geschwungen, aber so lange wie den hier macht er sie mir nicht, weil den habe ich selber gemacht.

  • 68.
    Martin Strub beschreibt den „Thurgauer Brättli-Worb“
    1:29

    Martin Strub beschreibt den „Thurgauer Brättli-Worb“:

    Das Heuchli wie der Toggenburger, aber dafür das lange Gürbi. Und der Worb ist weniger krumm. Er ist nur ganz leicht abwärts geschweift… aber auch seitlich geschweift…

  • 69.
    Martin Strub und Hansjörg von Känel beschreiben Zürcher Worbformen
    2:38
    Martin Strub und Hansjörg von Känel beschreiben die Worbform des „Zürcher Oberländers“ und des „Altzürcher Worbs“, der eigentlich aus Graubünden stammt und seine Bezeichnung dem Umstand verdankt, dass er von Känel „in Zürich drüben“ geschenkt wurde.
  • 70.
    Arbeitsgesänge der Chakhesang-Naga im Jahresverlauf
    18:28

    Arbeitsgesänge der Chakhesang: Zu Anfang ein Lied – keda keche chilie –, welches das Pflügen eines Terrassenfeldes begleitet; anschliessend zwei Lieder zum Brechen der Erdschollen in den Terrassen: node kede chilie. Es folgen tata chilie – Säen der Hirse und zuletzt zwei Erntefestlieder.

    Die Sängerinnen und Sänger waren Lhikhwezü Chirhah, Zumolhi Naro, Neingulo Naro, Enyitshu Wezah, Khwetshulo Mekrisuh, Zukhwetso Chirhah, Meselhite Tsuhah, Enyikhwelo Naro, Lhiwetshülo Thopi und Wenyilo Naro.

  • 71.
    Roland Inauen erzählt die Geschichte vom Alpknecht, der im Herbst einschlief und im Frühling erwachte
    5:52

    Roland Inauen erzählt die Geschichte vom Alpknecht, der von jenem anderen Volk, welches die Alpen bewohnt, wenn die Menschen wieder ins Tal zurückgekehrt sind, bewirtet wurde. Auf dem Heimweg übermächtigte ihn das Verlangen nach einem Nickerchen. In der warmen Herbstsonne legte er sich in den Schatten einer grossen Wettertanne – und erwacht erst wieder im darauffolgenden Frühling.

    Eine andere Version dieser und auch der nächsten Geschichte findet sich auf https://www.srf.ch/radio-srf-musikwelle/schweizer-sagen/sagen-aus-dem-appenzell-innerrhoden-von-roland-inauen.

  • 72.
    Roland Inauen erzählt die Geschichte vom „Musigloch“ im Brühltobel
    6:23

    Roland Inauen erzählt die Geschichte vom „Musigloch“ im Brühltobel – „eine Art Vorwegnahme unserer elektronischen Musikkonserve“. Erstmals erwähnt wird die Geschichte in der „Beschreibung Der Appenzellerischen Gebirgen“ des Kapuzinermönchs Clemens Geiger, veröffentlicht 1716 als Beitrag zu Johann Jacob Scheuchzers „Helvetiae historia naturalis oder Natur-Historie des Schweitzerlandes“:

    Von dem See ziehet sich hinaufwerts ein Tobel (Brülisauertobel genant /) in welchem underschiedenliche Alpen / auch 2. oder 3. Luftlöcher / aus welchen man kan das gute oder böse Wetter erwegen. In diesen lasst sich hören zun Zeiten ein Gespenst / welches über die Massen lieblich / artlich / lustig und curieus von allen ersinnlichen Tänzen aufspielt gleich als auf einer Brige / allein macht es niemahlen ein Stückli völlig aus / sonder fangt alsobald ein anders an. Es hat auch schon fürwitzige Zuhörer in Gefahr ihres Lebens gebracht (Clemente in Scheuchzer 1716: 255).

    Anschliessend: „Appenzellerweisen“ des „Quintett Appenzell“ von 1904 . ©ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.

  • 73.
    Unwetter und nasses Heu auf dem Hinteren Heubrig
    8:30
    Anton Schelbert erzählt von einem Unwetter und von verregnetem Heu auf dem Hinter Heubrig.
  • 74.
    Urner Senninnen und Sennen sprechen über die Berge als Orte aussergewöhnlicher Gefahr und Kraft
    6:56

    Bärti Gisler, Alice und Ruedi Müller und Franz Müller sprechen über die Gefahren der alpinen Wildnis und über die Berge als „Kraftorte“. Ruedi Müller:

    Die Balm ist für mich ein Kraftort. Es war vor zwei Jahren, im vorletzten Sommer. Da kam eine Frau, sie war vielleicht sechzig, fünfundsechzig, hier bei uns vorbei. Wir kamen mit ihr ins Gespräch, und sie sagte, sie suche hier einen Kraftort. Irgendwo hier gebe es einen Ort, der eine besondere Kraft ausströme. Ob wir wüssten, wo sich dieser Punkt befinde? Da sagte ich nein, das wisse ich nicht, aber dass ich mich hier oben wohlfühle und dass ich in mir drin eigentlich immer das Gefühl hatte, hier Kraft tanken zu können, aber ich könne ihr nicht weiterhelfen. Und sie machte sich dann auf die Suche. Wir redeten ein bisschen miteinander, und dann ging sie.

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl Hirtler 2012: 156ff., 268ff., 324ff.

  • 75.
    Bruno Neff, Senn auf der Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe
    18:15
    Bruno Neff, Senn auf der Appenzeller Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe.
  • 76.
    Weidende Kühe, gefolgt von einer historischen Musikaufnahme mit Emil Walser und der Streichmusik ‚Edelweiss‘ Trogen
    12:57
    Weidende Kühe und danach das Stück „Mer sönd halt Appezeller“ von der CD „Emil Walser mit Streichmusik ‚Edelweiss‘ Trogen“. ©2008 ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.
  • 77.
    Der Weissküfer Werner Stauffacher spricht über die Herkunft von gutem Holz
    7:45

    Werner Stauffacher:

    Bei Ahornholz für Reifen ist wichtig, dass ich sehe, wo der Baum gestanden ist. Für das Biegen ist wichtig zu wissen, dass er einen guten Standort hatte. Man kann es sehen, wenn er auf dem Boden oder in der Säge liegt. Er sollte vom Wind nicht gedreht worden sein. Wenn ein Baum auf einer Krete steht und der Wind kommt immer von der gleichen Seite, dann kann sich der Stamm drehen fast wie ein Zapfenzieher. Das sieht man bei viel Hochstamm… bei den Birnbäumen zum Beispiel. Bei solchen, die frei ungeschützt stehen, wo der Wind immer drankommt, soche Stämme werden oft vom Wind gedreht. Jahre, Jahrzehnte lang wehte immer der Wind und verursachte einen Drehwuchs, und solches Holz ist zum Biegen unbrauchbar. Darum sollte der Ahorn an einem ruhigen Ort gestanden sein, vielleicht in der Nähe eines Baches oder Wiesenrands, nicht im Wald drin, aber an einem Waldrand, an einem geschützten Ort, wo er schnell wachsen konnte. Zum Biegen [d. h. für die Herstellung von Holzreifen] sollten die Jahrringe weit auseinanderliegen, und für den Gegenstand selbst müssen die Jahrringe ganz nah bei einander sein. Das ist die Faustregel.

  • 78.
    Die Erzählung vom Linksmähder von Madiswil
    2:08

    Madiswyl unden für Rorbach leyt / Gott wöll sie erhalten für Krieg und Streit / Kein lustigers Dorff ist zu finden / Sie führen ein Fahnen ist weiss und gäll / Ein Matten und ein Mäder darinnen.

    11. Strophe aus dem Lied „Ein Nagel-neues Lied von denen Fahnen und Farben des Teutschen Bärn-Gebieths“ aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. Das ganze Lied wurde 1896 in der Reihe Neues Berner Taschenbuch herausgegeben von Karl Geiser.

    Die Legende vom Linksmähder von Madliswil wurde schriftlich verfasst vom Seminaristen Wirth aus Grasswil und 1876 veröffentlicht in der Sammlung „Volksthümliches aus dem Kanton Bern“, S. 7, herausgegeben von J. E. Rothenbach:

    Oepis vo mim Heimath.

    Oepene Halbstung südöstlich vo Rütschele ist Madiswyl. Do ist vor vilne Johre ne kuriose Gschicht passiert. Es het nämlig zu alta Zita do a richa Ma g’lebt, dä het a einzigi Tochter g’ha. Die het gar vieune junge Burschsta gar wohl g’falle, ä so au emene Ulli, dä Ulli ist a nohe Verwanta vo des Meitschis Mutter g’sy, sini Eutara sinim aber gli g’storbe u ä so het an s‘ Meitschis Mutter g’no u a erzoge. Dä het gar gut chöne werche (arbeite) b’sungers ling mäie (Linkmäder). Des Meitschis Vater het g’seit, är chönse ha, wenn är es Chrüz vo Sunneufgang bis Sunneuntergang dur ne grossi Matta mäie, die rechts neben der Stross ist, wo dur das schön Langutu über Lotzwyl und Madiswyl gege der Luzerner gränze geit.

    Aer ist fröhlig drahi gange. Viel Lüt sinim cho zuluga. Wil aber gar heiss Wetter g’si ist, so ist är gar durstig worde. Viel Lüt, wo zuglugt hei, hei im z’trinke brocht. So au a g’wüssa Ruadi ussem Dorf, dä ne gar g’hasset het. Dä ist nämlig dä Tag vorher no zu eim gange, dä das Meitschi au gern gha hät, dä het im innere Fläsche öpis gä, dass är de dem Ulli gä säu. Un e so giet im du der Ruadi das. Uftersteu woners trunke g’ha het ist är ganz bleich worde, wil är aber bau fertig g’si ist, so het är si recht ag’strengt u mit dem letzsta Streich ist är tod niedergfaue wos Meitschi das g’se het, ist äs au tod niedergfaue. Un ä so sisi i drine Tage mitta angere begrabe worde.

    Diesi grossi Matta g’hört jetz a der Madiswylerg’mein und si hei vo där G’schicht ihres Woffa, Woppa (Wappen), übercho, a linga Mäder.

    Hintergrundinformationen zur Madiswiler Linksmähdergeschichte finden sich im „Jahrbuch des Oberaargaus 1981“, herausgegeben von der Jahrbuch-Vereinigung Oberaargau in Langenthal.

    Fahnenlied und Legende werden hier gelesen von Simon Kuert, Stadtchronist von Langenthal.

  • 79.
    Die Ballade „Der Linksmähder von Madiswil“ von 1897
    3:51

    Die Ballade „Der Linksmähder von Madiswil“ wurde 1897 anlässlich der Gründung des Schweizerischen Bauernbundes vom Berner Schriftsteller Hans Brugger verfasst und seither immer wieder nachgedruckt.

    Das PDF einer Ausgabe von 1912 findet sich hier: https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=bwo-001:1912:2::764.

    Gelesen wird die Ballade hier in einer etwas anderen Version von Simon Kuert, Stadtchronist von Langenthal.

    Beginn der Ballade:

    Am Junihimmel die Sonne kreist, / Beim Abendstrahl eine Sense gleisst / In rotem Schein. / Mit dürrer Hand ein Bauer dengelt, / Wer mag er sein? / Ihr müsst ihn kennen, den reichen Kurt, / Sein Hof steht an des Baches Furt, / Im Tal, drin sich die Langeten schlängelt.

    Da schreitet eine Kraftgestalt, / Uli, der Meisterknecht, herzu, / Des Arm sich schwellt mit Stahlgewalt, / Des Nacken ragt gleich einer Fluh.

    „Herr Kurt, das Gras in Reife steht, / Wo tun wir morgen unsern Schnitt?“ / „Die Halde dort wird abgemäht. / Vom Hahnenschrei zur Tagesmitt’!“

    „Wohlan, Herr Kurt, früh wird gewetzt, / Vor Mittag nimmer abgesetzt. / Nicht fehlt’s an Sensen klingend scharf, / Seht dort den reichlichen Bedarf / Wie Schwerter zückend am Scheunentor!“ – / „Ich schärfte sie hämmernd wohl tagelang, / Dass keiner mir raste in Müssiggang!“ […]

  • 80.
    Ludwig Uhlands Gedicht „Die Mähderin“ von 1815
    2:53

    Das folgende Gedicht „Die Mähderin“ erschien 1815 im Band „Gedichte von Ludwig Uhland“, S. 209f., in Stuttgart und Tübingen. Gelesen wird es hier von Alexis Malefakis, Kurator VMZ.

    Beginn des Gedichtes:

    „Guten Morgen, Marie! so frühe schon rüstig und rege? / Dich, treuste der Mägde, dich machet die Liebe nicht träge. / Ja! mähst du die Wiese mir ab von jetzt in drei Tagen, / Nicht dürft ich den Sohn dir, den einzigen, länger versagen.“

    Der Pächter, der stattlich begüterte, hat es gesprochen, / Marie, wie fühlt sie den liebenden Busen sich pochen! / Ein neues, ein kräftiges Leben durchdringt ihr die Glieder, / Wie schwingt sie die Sense, wie streckt sie die Mahden danieder!

    Der Mittag glühet, die Mähder des Feldes ermatten, / Sie suchen zur Labe den Quell und zum Schlummer den Schatten; / Noch schaffen im heißen Gefilde die summenden Bienen, / Marie, sie ruht nicht, sie schafft in die Wette mit ihnen. […]

  • 81.
    Alois Langenegger dengelt und wetzt eine Sense
    13:55
    Alois Langenegger dengelt und wetzt eine Sense.
  • 82.
    Martin Strub spricht über einen Worb aus der Region March im Kanton Schwyz
    3:23

    Martin Strub über den Worb aus der Region March im Kanton Schwyz:

    Der schöne Märchler – auch so eine Banane. Keiner aus der March würde einen anderen Worb in die Hand nehmen.

  • 83.
    Martin Strub und Hansjörg von Känel sprechen über Worbformen im Kanton Luzern
    2:11

    Martin Strub und Hansjörg von Känel über Worbformen im Kanton Luzern.

    Strub: Das ist der Luzerner schräg. Das Krümmste, was es gibt.

    Von Känel: Der Luzerner hat drei unterschiedliche Wörbe. Es gab sicher noch mehr, aber der Wurm und das Feuer haben viel weg… Das ist der Luzerner schräg, er ist ziemlich krumm, er hat ganz grosse Ähnlichkeit mit dem Berner, aber das Heuchli ist schräg eingesetzt, ihr seht hier: das Gestöck neigt sich ein bisschen nach vorn. Er ist sehr krumm. Dies hier sind unterschiedliche Macharten, noch ganz alte Macharten, bei denen man noch das Worbmacherzeichen sieht. Wir haben den Luzerner schräg und den Luzerner Hinterländer, und nachher kommen wir ins Entlebuch. Und schaut, wie die Entlebucher das früher machten: naturgewachsenes Heuchli, der untere Griff; das Gürbi, der obere Griff, ganz fein, fast wie ein Kälberschnuller gemacht. Das ist die Urform, und dann werden die Wörbe einfach nachgemacht, und weil der Worbmacher nicht ständig seine Maschinen umstellen will, hat der hier schon einen Berner Griff, aber die Form an sich ist noch Entlebuch.

  • 84.
    Wie man mit Kühen spricht
    4:57

    Ruedi Müller erklärt, wie man mit Kühen spricht; anschliessend Viehlockrufe von der Altenalp.

    Die Beziehung zu einem Tier, würde ich sagen, baut man über Jahre auf. Wenn ich hertreibe, rufe ich meistens ... die Namen, wenn eine bestimmte Kuh kommen soll... ich will mit ihnen sprechen, wenn ich zum Vieh hingehe. Ein Kollege hat ein Buch von mir, das „Handbuch Alp“. Ich hab’s nicht durchgelesen, er schon. Im Sommer beobachtete er mich einmal. Später sagte er es mir, mir war es nicht bewusst: Ich ging auf das Vieh zu, streckte den Arm aus zu dem Tier, zu dem ich gehen wollte, und als ich auf das Tier zuging, fing ich an, mit ihm zu sprechen. Wie automatisch. Den Kontakt zum Tier gesucht. Damit es nicht erschrickt, damit es bereit ist, wenn man in seine Nähe kommt.

    Das Vieh gewöhnt sich daran, wie du rufst. Wenn das Vieh den ganzen Winter lang bei einem Bauer ist und der immer auf dieselbe Art ruft, und dann kommt es zu einem anderen Bauern oder zum Älpler, und der ruft anders, da ist es eigentlich ganz logisch, dass das Vieh nichts versteht.

    Das hiess es sicher früher auch schon: „Der Bauer spiegelt sich im Vieh“. Oder wie sagte man... „Das Vieh spiegelt den Bauer“? So wie das Vieh ist, ist auch der Bauer. Das verstand man jetzt schon an mehreren Orten. [Zwischenruf: wenn der Bauer spinnt, dann spinnt auch das Vieh!] Ja, so ist es. Eine Hetzerei schon im Stall, keine Ruhe, ständig Schläge... So wie du mit dem Vieh umgehst, so reagiert das Vieh auch auf dich.

     

    Originalaufnahme Müller: © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 324ff.

  • 85.
    Über die ähnlichkeit von Menschen und Kühen
    2:27

    Madlen Arnold erzählt vom Sozialverhalten der Kühe: So blöd das jetzt klingt... Von diesen Kühen habe ich sehr viel über das soziale Verhalten der Menschen gelernt. Bei achtzig Kühen weisst du irgendwann genau: Die sagt, wo’s langgeht, und die… die ist einfach doof. Die wird von allen geplagt, aber wenn sie einmal jemanden unter sich hat, plagt sie die… mobbt…

    Monika Gisler: Weisst du, manchmal bist du am Melken, dann schaut sie dich so an, und dann leckt sie dich, dass du fast vom Melkstuhl fällst. Dann denke ich, heiaiai, das ist schon… Dann denke ich manchmal, heiaiai, das ist schon verrückt… so etwas wie Dankbarkeit, weisst du…

    Therese Gisler: Zum Beispiel eine, die am Kalbern war. Ein ganz einfaches Beispiel. Die war hier oben, und sie hatte Wehen. Aber sobald die Wehen vorüber waren, was hat sie gemacht?! Wumms. Gefressen. Die leben einfach im Jetzt, weisst du. Und wenn sie vorbei sind, die furchtbare Situation und die Schmerzen, dann wechseln sie – bagg! – wieder zum andern. Und wenn es wieder kommt… Die machen sich ja nicht Sorgen, ouuuh, jetzt kommt das dann wieder. Die Zeit, die sie haben, um sich zu erholen, verbringen sie nicht damit, sich zu sorgen. Und auch ihr Wissen…

    Madlen Arnold: Und der Umgang mit dem Vieh – wie muss ich mich hinter eine Kuh stellen, damit ich sie dorthin bringe, wo sie hinsoll… Ich konnte manchmal fast nicht verstehen, dass man das nicht einfach kann. Oder auch das Unterscheiden der einzelnen Kühe. „Die sehen ja alle gleich aus!“ Und ich: „NEIN! Es ist wie bei den Menschen, die sehen auch nicht gleich aus!“

     

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 148ff., 174ff., 268ff.

  • 86.
    Bruno Neff, Senn auf der Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe
    18:15
    Bruno Neff, Senn auf der Appenzeller Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe.
  • 87.
    Weidende Kühe, gefolgt von einer historischen Musikaufnahme aus dem Appenzell
    15:11
    Weidende Kühe und danach das Stück „Appenzeller Alpauffahrt“ von der CD „Alpstobede und Alpfahrten“. ©2009 ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, 9108 Gonten. Mit freundlicher Genehmigung.
  • 88.
    Lieder und Rufe der nordostindischen Chakhesang-Naga
    10:12

    Lieder und Rufe der Chakhesang-Naga.

    Das erste Lied ist ein Feldarbeitslied (holo wu). Der Text ist einfach:

    Ich / heute / gehe aufs Feld / dort / Hang / Fichtenzweige / breche / Bananenblatt-hinein / schlage / dies / nehme / meine Geliebte / Haus.

    Der Sänger nimmt sich vor, bei der Rückkehr aus dem Feld junge Fichtenzweige zu brechen, sie in ein Bananenblatt zu hüllen und im Dorf zum Elternhaus seiner Geliebten zu bringen.

    Das zweite Lied:

    Toti / toti [toti ist ein bei den westlichen Nagagruppen verbreitetes Zupfinstrument, wie es in der Aufnahme auch zu hören ist] / oben / dort / Feldhütte / bei / Regen / Wind / sich nähern / du / meine Geliebte / gehe nicht / esse nicht / toti / toti / wenn / wir beide / gehen / auch / unsere DorfgenossInnen / Leute / Klatsch / zu sehr.

    Wir nahmen das Lied zweimal auf, mit zwei unterschiedlichen Gruppen, die das Lied etwas unterschiedlich interpretierten. Eine Gruppe erklärte, ein Junge und ein Mädchen arbeiten gemeinsam im Feld, als ein Unwetter heraufzieht. Der Junge sagt: „Lass uns in der Feldhütte das Ende des Sturms abwarten. Wenn wir jetzt ins Dorf zurückkehren, sehen uns die Leute und reden über uns.“ Die beiden hier zu hörenden Sängerinnen interpretierten: Ein Mann bittet seine Frau, wegen des bevorstehenden Sturms zu Hause zu bleiben: „Wenn wir bei diesem Wetter aufs Feld gehen, werden sich die Leute wundern und über uns reden...“

    Die Sängerinnen und Sänger der ersten beiden Lieder waren Thünonülü, Vekutalü, Akronie, Thüpürüle, Hükrosalü, Vezokho, Züvezo, Thüyeveyi, Rüthingoi und Müshüvezo. Sängerinnen des dritten Lieds: Vetahülü Sapu und Thükülü Cürha.

  • 89.
    Zwei Techniken des Einbringens von Heu im Winterl
    2:18

    Anton Schelbert spricht über die Techniken des Einbrings von Wildheu entweder in grossen Netzen, die man direkt auf der Schneedecke gleiten liess, oder auf grossen, hölzernen Schlitten: „Horemänner“.

    Aufnahme: Rebekka Sutter.

  • 90.
    Der Weissküfer Werner Stauffacher spricht über die Verplanung eines Baumstamms
    7:24

    Werner Stauffacher spricht über die Verplanung eines Baumstamms, über die Wechsel von Ruhe und Aktivität beim Arbeiten mit Holz und über die Unterschiede zwischen den in der Weissküferei und den im Instrumentenbau verwendeten Hölzer:

    Wir machen ja keinen Gegenstand, der klingen muss, bei uns muss es schön aussehen. Es ist nicht so wie im Geigenbau, wo man den Klang beachten muss.

  • 91.
    Hansjörg von Känel spricht über den Obwaldner Worbtyp.
    4:00
    Hansjörg von Känel: Das ist ganz etwas Schönes. Das isch öppis schöns! Ich kenne ihn sofort, der Obwaldner, und von der Machart her weit über hundert. Weil das Dächli so geschnitzt wie bei dem – das wird schon lange lange nicht mehr so gemacht. Und mit dem kurzen Gestöck beim Heuchli – also ganz ein typischer Obwaldner, ein kleines Menndi hat damit gemäht, und es wurde wahrscheinlich mehr am Bort gebraucht als auf dem Ebenen. Vom Blatt her ein bisschen untypisch, so ein breites Blatt, aber auch das gab es, es gab auch Originale, und gibt wahrscheinlich heute noch im Obwaldner Land originelle Leute, und wenn man das anschaut, wie er da das kurze Hammeteil, das wurde vielleicht sogar einmal eingekürzt. Auch der typische Sägisse-Ring, geschmiedet, mitem Bissli, vorne noch etwas hineingeklemmt, das Nägeli, weil er sonst zu weit offen war. Jetzt das da hier, der Zapfen, ganz typisch Innerschweizer, Obwaldner, nicht breit und nicht in die Ecke gestochen, sondern schön rund gelassen. Und immer da etwas mehr Fleisch als bei den andern. Naturgewachsenes Griffli aus dem Hag herausgeschnitten, zur Seite gelegt, und dann mit der Zeit mal gebraucht worden. Ganz schön. Das obere Griffli, es isch wie es Schiitli, ist aber durchgehend aufgesetzt, und hier hat man herausgeraspelt, damit der Daumen Platz hat. Der Schwyzer macht die Daumenrinne auf dem Heuchli, und der Obwaldner auf dem Gürbi. Also etwas ganz ganz Schönes. Und was der auch noch typisch hat, er ist ganz fest geschweift, ein richtiger Obwaldner.
  • 92.
    Martin Strub und Hansjörg von Känel beschreiben weitere Innerschweizer Worbformen
    1:53

    Martin Strub und Hansjörg von Känel beschreiben Innerschweizer Worbformen.

    Strub: Der Glarner… Der hat auch ein Tessiner Heuchli. Der Worb ist eigentlich wie der Zürcher, aber hier ist es gerader drin, es schaut weniger nach hinten. Aber das werde ich irgendwann ändern, denn es ist angenehmer, wenn es nach hinten schaut. Denn so zum Halten ist es nicht so angenehm, man hält ja eigentlich so, ein bisschen schräg. Und das hier ist vom Zürcher: die Spitze wieder nach innen.

  • 93.
    Hansjörg von Känel über eine Sense, die singt
    0:52
    Hansjörg von Känel über eine seiner Sensen: Hörst du sie? Die singt beim Mähen!
  • 94.
    Hansjörg von Känel spricht über das Mähen während der blauen Morgenstunde
    5:19

    Hansjörg von Känel spricht über das Mähen während der blauen Morgenstunde und über das Singen einer gut geschärften und geschickt geführten Sense:

    Es gibt nichts Schöneres als am Morgen früh in der blauen Stunde, wenn der Tag die Nacht ablöst, wenn die Natur erwacht, und du am Bort oben mähen kannst, das ist etwas so Wunderschönes! Ich sehne mich manchmal richtig nach der Rückkehr des Frühlings, nach der Zeit, wenn ich wieder mähen kann.

    Man hört schon, es kommt aber auch ein bisschen auf die Sense an; man kann schon hören, ob der Schnitt schön ist oder ob es rupft. Und ich muss das schon hören, hören und sehen, spüren… Wenn ich jetzt eine Sägisse einstelle und sie dann beim Mähschwung eher kratzt, so wie wenn eine böse Katze faucht … chchch … wenn es so klingt, ist die Sense vielleicht falsch eingestellt, aber es kann auch daran liegen, dass sie nicht gedengelt wurde, oder es kann sein, dass der Mäher schlecht wetzt, dann kratzt es: chchch.

    Und wenn sie schön schneidet, dann sollte sie klingen wie der letzte Hauch, wie der letzte Atemzug: hhhhh, hhhhh. Ich sage immer: „Schlagt das Gras nicht tot, schneidet es in Ehren. Arbeitet mit Liebe, dann ist allen geholfen.“

    Das „Singen“ einer Sägesse bedeutet, dass wenn du sie schön durch das Gras ziehst und die Sense gut geschliffen ist, und wenn das Sensenblatt von guter Qualität ist – dann fängt sie an zu singen. Also man hört nicht nur das Rauschen vom Schneiden des Grases, man hört so etwas wie ein Nachklingen. Aber dazu braucht es eine sehr gute Sense und einen sehr guten Menschen, sonst kann man das nicht hören. Vielleicht ist es ein bisschen übertrieben, vom „Singen“ einer Sense zu sprechen, aber… DOCH, es kommt auf das Gras an und darauf, wie man mäht. Dann fängt sie an zu singen. Wenn man eine trockene Böschung mäht mit nicht zu viel Gras und mit einem guten Blatt – dann kommt es. Und es kommt vielleicht noch ein bisschen stärker, wenn man mit den Gedanken an jenem Ort ist, von dem ich nicht sagen kann, wo er liegt – eine eigene Welt beim Mähen, beim freien Mähen, wenn man seiner Sense folgt, wenn die Sense den Rhythmus vorgibt. Es ist eigentlich die Sense, die bestimmt, wo’s langgeht. Wenn man einem guten Mäher zuschaut, bekommt man das Gefühl, die Sense mähe mit dem Mäher und nicht der Mäher mit der Sense.

    Die Sense leitet einen an, und wenn man so richtig drin ist, dann läuft das von selber, und wenn du mir beim Mähen zuschaust, bekommst du das Gefühl, die Sense arbeitet ganz alleine, er hält sie nur ein bisschen. Das ist ein freies Mähen, das ist auch ein schönes Mähen. Und auch für den Mäher selbst ist das eine andere Welt. Er mäht… und ist frei. Aber um das zu erleben, braucht man ein bisschen Übung, braucht man eine gute Sense, braucht es eine gute Mähtechnik, braucht es aber auch ein schönes Schnittgut. So ist man wie in Trance und mäht und mäht, dann stösst man auf einen Maulwurfshügel, oder der Hühnervogel schreit, und du kommst wieder zu dir. Und dann ist es fast wie ein langsames Einschlafen, um wieder dorthin zu kommen…

  • 95.
    Wortlose Arbeitsgesänge der nordostindischen Ao-, Yimchungrü- und Khiamniungan-Naga
    7:45

    Wortlose Arbeitsgesänge der Ao-, Yimchungrü- und Khiamniungan-Naga.

    Die Sängerinnen und Sänger des ersten Liedes waren die folgenden Mitglieder des Naga Wadir Ungma: Alikaba Imsong, Sangyusang Pongen, Repakumzük Longkumer, C. Yashi Jamir, Noklennungsang Jamir, Chungpongnungsang Longkumer, Tiatemjen Longkumer, Sademmeren Longkumer, Imdangmeren Jamir, Satsüngkaba Jamir, Rongsenbenla Longkumtsür, Toshila Longkumtsür und Imsüwala Jamir.

    Sängerinnen und Sänger des zweiten Liedes: Kekong Khipurü, Yimkimong Khiungrü, Tokheangmong Jangkhiungrü, Mongso Jangkhiungrü, Zungkumong Khipurü, Yanki Jangkhiungrü, Müremong Jangkhiungrü, Ritsung Kiphurü, Throngren Jangkhiungrü, Keozih Kipurü und Kiuren Kiphurü.

    Sängerinnen und Sänger des dritten Liedes: Sukhang, Haothio, Chiti, Tuming, Pingchang, Pukhio, Pukho, L. Cheti, Shillem, L. Pinglang, Langkhio, S. Langshe, Langkong, Sheing, Tuangpong, Sangtsoi, Sato, Ningpao, Koi, Khumo, Putsie, Chongtong, Puniam, K. Tangsoi, Longkoi, Tangsoi.

  • 96.
    Roland Inauen liest und kommentiert seinen Text „Heuen war…“
    7:29

    Roland Inauen liest und kommentiert seinen Text „Heuen war…“

    – von einem Tag auf den andern Ferien. Wir gingen nicht, wir rannten heim. Endlich begann das richtige Leben – zumindest für gut zehn Wochen.
    – zu Beginn blutunterlaufene Blootere an den Händen - immer an denselben Stellen. Melkfett half auch nicht, aber hie und da ein Sugus.
    – nach und nach dicke, zähe Fusssohlen und zwischen den Zehen Stompelöcher, die sauweh tun konnten. Am Abend Füssewaschen in Schmierseifenwasser. Aber sie wurden nicht sauber. Nie.
    – …

    Der vollständige Text erschien in „Charesalb und Chlausebickli“, einer 2010 von der VGS Verlagsgemeinschaft in St. Gallen herausgegebenen Sammlung von Roland Inauens Kolumnen. Online findet sich der annotierte Text bei https://www.literaturland.ch/wp-content/uploads/AA_Text_Inauen-Roland_Heuen-war.pdf.

  • 97.
    Zwei Urner Sennen nennen Berg- und Flurnamen von Wildheugebieten
    2:24

    Xaver Bricker und Fredi Dubacher nennen Bergnamen und die Flurnamen von Wildheugebieten.

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2015: 158ff., 252ff.

  • 98.
    Das Wildheuen ist keine besonders schöne Arbeit
    0:17
    Anton Schelbert und Alois Langenegger: Besonders schön war die Arbeit des Wildheuens nicht. Wenn die Männer früherer Zeit im Tal Arbeit gefunden hätten, wäre ihnen die lieber gewesen.
  • 99.
    Kaffee Schnaps gegen die Langeweile bei schlechtem Wetter auf dem Hinteren Heubrig
    0:50
    „Usinnig langwiilig uf däm Heuberig obe“ fände es Anton Schelbert, wäre man dort nicht mit dem Wildheuen beschäftigt. Daniel Büeler allerdings meint, ein Tag bei schlechtem Wetter in der Hütte liesse sich schon aushalten mit Reden und „Schwarznen“ – dem Trinken von schwarzem Kaffee mit Schnaps.
  • 100.
    Die Zukunft des Wildheuens liegt vielleicht im Verkauf von Wildheu als Hamsterfutter
    2:11

    Wer weiss, wie die Zukunft des Wildheuens aussieht, meint Anton Schelbert: Wildheu sei zwar ein schönes Naturprodukt, aber wegen seines geringen Nährwerts von den Bauern nicht besonders gefragt. Vielleicht wäre es etwas für die Leute in der Stadt, „für ihre Kleintiere und Hamster.“

  • 101.
    Die Berglandschaft klingt heutzutage anders
    2:09

    Leo Gisler erinnert sich an das Hüten des Viehs in seiner Kindheit:

    Wir hörten die Treicheln [Glocken] immer zehnmal hintereinander oben am Fels, dieses Echo, das War schön… das war Musik für uns!

    Und Frieda Walker:

    In den Sechzigerjahren, vor dem Bau der Autobahn, sahen wir über die weite Reussebene bis zu den beiden Reussbrücken von Seedorf und von Attinghausen. Im Herbscht, wenn d Surener Rinder heicho sind oder wenns durän Axä innä cho sind, hents miär gheert tryychlä hiä unnä. Jetzt gheert mä gar nyt mee, jetzt isch äifach nur nu das Rüüschä (Hirtler 2015: 97).

     

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2015: 90ff., 98ff.

  • 102.
    Die schnellen und tiefgreifenden Veränderungen in der Berglandwirtschaft
    0:57
    Wenn sich unsereins noch daran erinnert, meint Anton Schelbert, liegt das alte Bauernleben, als die Höfe noch von Hand und mit körperlichem Einsatz bewirtschaftet wurden, noch gar nicht so weit in der Vergangenheit.
  • 103.
    Der Weissküfer Werner Stauffacher spricht über den Betruftrichter
    7:52

    Werner Stauffacher:

    Der Betruf wird ja hauptsächlich auf der Alp oben gerufen. Man stellt sich auf einen Felsvorsprung, damit er möglichst weit herum gehört wird. Aber den Betruf ruft man ja nicht, dass ihn möglichst viele Leute hören, man erhofft sich Schutz von oben. Deshalb schnitze ich in die meisten Betruftrichter „Behüte dich Gott“, für den oder für die, die den Betruf ruft. Die Person, ob Frau oder Mann, die den Betruf ruft, bittet ja eigentlich für andere, für Hab und Gut, damit sie von Unglück verschont bleiben, und ich denke manchmal: für diese Person, damit auch sie ein bisschen zurückbekommt, schnitze ich dann manchmal in den Betruftrichter „Bhüet di Gott“. Das wäre dann für die Person, die den Gebetsruf ruft.

  • 104.
    Namen und Zuständigkeiten der im Betruf angesprochenen Heiligen
    3:35

    Franz Müller nennt die Zuständigkeiten der beim Betruf angesprochenen Heiligen:

    Der Grossteil ist übernommen, und etwas habe ich ergänzt, vielleicht ein, zwei Heilige hinzugenommen, von denen ich meinte, dass sie auch angerufen werden sollten. Also es fängt bei St. Antoni und St. Wändel an. Nachher Joseph. Johannes… der ist zuständig für Unwetter, St. Antoni und Wändel für das Vieh, und Joseph rufe ich an für Trost auf dem Totenbett. Bruder Klaus ist Landespatron, er soll uns behüten und bewahren vor Hunger, Pest und Krieg, und Michael behütet uns an Leib und Seele. Dann die Heilige Anna, sie… nun muss ich überlegen… ihr empfehlen wir uns eigentlich mit Leib und Seele, in ihre Schutzhand, die Heilige Agatha für Feuer, Wasser und alles Unglück. Ja, das sind eigentlich die Heiligen… und dann alle Heiligen Gottes, die nicht genannt werden, und nachher die hochheiligste Dreifaltigkeit.

     

    Originalaufnahmen © Christof Hirtler. Mit freundlicher Genehmigung. Vgl. Hirtler 2012: 156ff.

  • 105.
    Bruno Neff, Senn auf der Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe
    18:15
    Bruno Neff, Senn auf der Appenzeller Altenalp, rezitiert den Betruf; danach folgt der Treichelklang weidender Kühe.

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