Lehrveranstaltungen SS 2000 am Völkerkundemuseum

 

Gisèle Krauskopff

Anthropology of the Himalayas: Ethnohistory of a Lowland Minority (the Tharu of Nepal)

Proseminar Blockveranstaltung, neu: 25. - 27. Mai 2000

I A marshland culture

This topic will focus on the Tharus' relationship with their environment. The marshy lowlands of the Terai have framed a way of life based on a high and fundamental association between rice cultivation and fishing. We shall then explore the peculiar relationship the Tharus maintained with the forest through a presentation and analysis of their trapping methods. From trapping to gathering animals in the fallow lands and the fields we shall end in proposing a definition of this "marshland culture".

II Ritual specialists and political centralisation

The dual organisation of priesthood is a general feature in the tribal communities of the Himalayas and of India and a central problem in the Anthropology of this area. It has been dealt upon through different analytical perspectives, however with a tendency in previous studies to consider it a fundamental characteristic of a so-called tribal religion (particularly for the Tibeto-Burman speaking groups of the Himalayas).

I shall emphasise on the political component of the priesthood organisation among the Tharu of the Dang-Deokhuri area (Bhojpuri speakers), and on the close link between the priest of the soil and the local chieftain.

A few comparative questions will be raised, in relation to the different configurations found in the Central Himalayas.

III Tharu headmen in Hindu realms

This topic develops an ethno-historical approach, as a necessary prerequisite for understanding the position and the role of the local Tharu chieftains. Two examples will illustrate how the delegation of the central power to the periphery has framed the local political organisation, and how the agrarian situation which prevailed in the Terai during the last two centuries conditioned it:

  • The history of a powerful Tharu lineage living in the Saptari District of Eastern Terai, from the pre-unification period until the rise of the Rana autocracy in 1850, as illustrated by a collection of historical documents issued by the Sen kings of Medieval Nepal, the Shah kings and the Rana Prime Minister to the local Tharu gentry.
  • the specific territorial ritual and religious organisation of the Dang Tharus of Western Terai. The existence of regional priests of the soil all over Terai will be questioned.

General Bibliography on the Tharus:

Müller-Böker, U. 1995. Die Tharu in Chitawan. Kenntnis, Bewertung und Nutzung der natürlichen Umwelt im südlichen Nepal. Stuttgart: Franz Steiner.
Krauskopff, G. 1989. Maîtres et Possédés. Paris: CNRS.

On the lecture's topics:

Holmberg, D. 1989. Order in Paradox. Myth, Ritual and Exchange among Nepal's Tamang. Cornell University Press. (Introduction.)
Krauskopff, G. and Deuel, P. (eds.). (In press, to appear very soon.) The Tharu and the Kings of Nepal. Kathmandu, Los Angeles: CNAS and Rusca Press.
Krauskopff, G. (In Press.) "A marshland culture. Fishing and trapping in a farming community of the Terai". Himalayan Research Bulletin (Special Issue on the Terai).
Toffin et Bouillier (Hrsg.). 1989. Prêtrise, pouvoir et autorité en Himalaya. Coll Purusharta 12, MSH, Paris.
Diogène. No. 174/1996.
Etudes Rurales. No. 143-144/1998.

 

Susanna Kumschick

Visuelle Anthropologie

Proseminar Donnerstag 10 - 12 Uhr, Beginn: 6. April 2000

Kaum ein Dokumentarfilmemacher konnte die Gemüter der Anthropologen erhitzen wie Robert Gardner. Mit «Dead Birds» (1964), «Rivers of Sand» (1974), «Forest of Bliss» (1986) und anderen mehr schuf der amerikanische Filmemacher herausragende Werke über fremde Kulturen, die, obwohl sie bei vielen Anthropologen umstritten sind, auch in der anthropologischen Lehre und Forschung immer wieder gezeigt und diskutiert werden.

Das Proseminar hat zum Ziel, einerseits Gardners filmisches Werk per se zu studieren und anderseits anhand der Kontroverse, die seine Filme ausgelöst haben, die verschiedenen Auffassungen der filmischen Repräsentation fremder Kulturen zu diskutieren und damit grundsätzliche Fragen der Visuellen Anthropologie aufzugreifen.

Höhepunkt wird der Besuch Robert Gardners sein. Das Proseminar richtet sich deshalb an Studierende, die aktiv an der Veranstaltung mit dem geladenen Gast teilnehmen wollen. Diese wird voraussichtlich Ende Mai im Völkerkundemuseum (Pelikanstrasse 40) stattfinden.

Das detaillierte Programm mit Literaturliste wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben

 

Prof. Dr.Michael Oppitz

Die ethnographische Zeichnung

Vorlesung Mittwoch, 10 - 12 Uhr, Beginn: 5. April 2000

Diese Veranstaltung setzt sich zur Aufgabe, ein alt ehrwürdiges Medium ethnographischer Mitteilung, das in der Vergangenheit häufig eingesetzt, aber selten systematisch analysiert worden ist, genauer unter die Lupe zu nehmen: die ethnographische Zeichnung. Von Natur aus am Schnittpunkt von Wissenschaft und Kunst angesiedelt, hat die ethnographische Zeichnung im Verlauf ihrer Geschichte unterschiedliche Phasen der Anwendung erfahren: als Illustration wundersamer und exotischer Berichte; als Lockmittel verlegerischer Ambitionen; als bildliche Erweiterung von Reiseberichten; als Beleg wissenschaftlicher Abhandlungen; und als selbständiges künstlerisches Ausdrucksmittel. In der Veranstaltung sollen Beispiele dieser vielschichtigen Verwendungsweisen vorgestellt, auf ihre Eigenleistung hin geprüft und auf ihre Beziehungen zur verbalen Ethnographie hin untersucht werden.

Morphologie der Trommel III

Übung Mittwoch 14 - 16 Uhr, Beginn: 5. April 2000

Diese Übung setzt eine gleich lautende fort, die im Winter und Sommer zuvor bereits begonnen worden ist. Im Zentrum dieses Praktikums steht eine Typus von Trommel, nämlich die einseitig bespannte Rahmentrommel, dem alle von Schamanen im eurasiatischen Raum verwendeten Trommeln zuzurechnen sind. Dieser Typus hat viele lokale Untertypen und Ausführungen erfahren, die indessen fast ohne Ausnahmen einem einzigen Transformationsgesetz unterliegen. Dieses Gesetz zu formulieren und seine Verwandtschaft mit der Transformationstheorie des Biologen D’Arcy Wentworth Thompson zu erkunden, ist Aufgabe der Veranstaltung.

Weissagungsbücher (in China und Nepal)

Seminar Donnerstag 14 - 16 Uhr, Beginn: 6. April 2000

Diese Veranstaltung hat zum Ziel, unterschiedliche Methoden der Divination in einigen Gesellschaften des westlichen und östlichen Himalaya anhand von Weissagungsbüchern kennen zu lernen: jenen der Magar, der Jajarkot-Kami, der Naxi und der Qiang. Während sich die Divinationsbücher der beiden erstgenannten Gesellschaften auf letztlich indische Vorbilder zurückführen lassen, wobei das lokale Kolorit vordringlich bleibt, sind jene der letztgenannten Ethnien Eigenprodukte in dem Sinne, als sie nicht in alphabetischen Schriften abgefasst sind, sondern in charakteristischen Piktogrammen und Bilderschriften. Es soll geprüft werden, ob sich der Typus der Schrift auf den Inhalt der jeweiligen Divinationsbücher auswirkt und ob jenseits der medialen Unterschiede sich Gemeinsamkeiten bei allen Typen feststellen lassen.

 

Prof. Dr. Miklós Szalay

Kunstethnologie II

Proseminar Montag 16 - 18 Uhr, Beginn: 3. April 2000

Zweiter Teil eines dreisemestrigen Zyklus. Zur Diskussion steht der Primitivismus in der abendländischen Kunst seit dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Begriff und Phänomen des Primitivismus sind umstritten. Wir werden mehrere verschiedene Positionen dazu kennen lernen. Neben dem Prozess der Übernahme künstlerischer Ausdrucksformen aussereuropäischer Völker durch die Künstler der Moderne wird uns besonders auch der historische Hintergrund interessieren, vor welchem dieser ablief. Wir werden auch nach dem Beitrag fragen, den die Ethnologie zur Ideologie des Primitivismus geleistet hat, sowie nach der Rolle unserer Wissenschaft bei der Musealisierung und Rezeption aussereuropäischer Kunst. Keine Teilnahmebeschränkung.

Kunstethnologisches Praktikum II

Vorbereitung einer Ausstellung

nach Vereinbarung

Eine Gruppe von fortgeschrittenen Kunstethnologie-Studentinnen und -Studenten bereitet unter dem Titel "schön/hässlich. Gegensätze. Afrikanische Kunst aus der Sammlung des Völkerkundemuseums" eine Ausstellung vor, die ab Ende 2000 zu sehen sein wird. Nur für jene, die am kunstethnologischen Praktikum im WS 99/00 teilgenommen haben.

 

Dr. Elisabeth Weingarten-Guggenheim

Museologiekurs II

Praktikum Dienstag 12 - 14 Uhr (zweiwöchentlich), Beginn: 28. März 2000

Ziel dieses insgesamt 4-semestrigen Kurses sind die theoretische und praktische Einführung in die Museums- und Ausstellungsarbeit.

Nach der Einführungsveranstaltung von Prof. M. Oppitz im Wintersemester geht es in der Folge ums Kennenlernen der Aufgaben, Arbeiten und Arbeitsbereiche insbesondere von ethnologischen Museen. Der Kurs bietet die Chance, sowohl Theorie wie auch deren Umsetzung in der Praxis zu erlernen, und will eine berufsbezogene Ausbildung in Museumsethnologie vermitteln.

Dieses und nächstes Semester wird eine theoretische Einführung in verschiedene Themenkreise der Museumskunde im Vordergrund stehen, begleitet von Übungen und von Exkursionen in andere Museen unter jeweils bestimmter Fragestellung. Ein individuelles, 2-wöchiges Praktikum bei einem der MitarbeiterInnen des Völkerkundemuseums Zürich verschafft Einblick in die Arbeit an diesem Museum.

Das letzte Semester ist dem Hauptpraktikum gewidmet: Es ist ein Ausstellungsprojekt, das entweder von Studierenden unter Supervision und Projektleitung der Kursleiterin im Völkerkundemuseum realisiert wird, oder es besteht aus einer Mitarbeit an einem Ausstellungsprojekt im Völkerkundemuseum oder der Mitarbeit an einem Ausstellungsprojekt, das aus einer Lehrveranstaltung des Völkerkundemuseums hervorgegangen ist. Der Arbeitsaufwand des Hauptpraktikums entspricht etwa einer 50-%-Stelle während drei bis vier Monaten. Der ganze absolvierte Kurs hat den gleichen Stellenwert wie ein Feldpraktikum.

Vorbedingungen zur Teilnahme:

Besuchter Einführungskurs in Ergologie und Besuch mindestens zweier Proseminar- bzw. Seminarsemester von wahlweise Ergologie, Visueller Anthropologie oder Kunstethnologie. Voranmeldung am Völkerkundemuseum erforderlich.

 

Cornelia Vogelsanger, Paola von Wyss-Giacosa und Andreas Isler

Objekt, Raum, Aktion I

Proseminar Freitag 12 - 14 Uhr, Beginn: 14. April 2000

Die Veranstaltung, die ergologische und religionsethnologische Fragestellungen gleichermassen thematisiert, beschäftigt sich mit der Sprache vom Objekt im Ritual: Objekt und Raum sind aufeinander bezogen. In der Aktion kommt die zeitliche Dimension dazu. Was geschieht im Ritual mit der Zeit? Was mit dem Raum? Wie wird dies im Objekt sichtbar? Das Proseminar ist auf zwei Semester angelegt.

 

Cornelia Vogelsanger und Andreas Isler

Religionsethnologie

Einführungskurs Freitag 16 - 18 Uhr, Beginn: 14. April 2000

 

Paola von Wyss-Giacosa

Ergologie und Kunst

Einführungskurs Freitag 10 - 12 Uhr, Beginn: 14. April 2000