Lehrveranstaltungen WS 2004/2005

 

Oppitz, Michael Objektwelten des Schamanismus
Mi 10–12 Seminar

Beginn: 2. Semesterwoche !

In dieser Veranstaltung sollen Gegenstände zur Hand genommen und betrachtet werden, wie sie in den zahlreichen Manifestationen des asiatischen Schamanismus im Gebrauch sind. Es sind dies entweder Bestandteile der schamanischen Rüstung, also Objekte, welche von den Schamanen während ihrer Séancen am Körper getragen werden; oder es sind Gegenstände, wie sie in den Ritualen Verwendung finden, etwa als Elemente von Altären oder sonstigen rituellen Aufbauten. Sie sind für die religiöse Praxis unabdingbar. Ihre Bedeutung lässt sich auch daran ermessen, dass vielen von ihnen eigene Mythen zugedacht sind, die in den Ritualen vor oder während der Verwendung zum Vortrag kommen. Über die von den Schamanen benutzten Objekte kann man einen Einblick gewinnen in die Vorstellungs- und Gedankenwelt dieser archaischen Religionsform. Die Objekte sind Verdinglichungen von Ideen.

 

Oppitz, Michael Mythos der verlorenen Schrift
Mi 14–16 Seminar

Beginn: 2. Semesterwoche !

In diesem Seminar steht im Mittelpunkt der Betrachtung ein einziger Mythos, wie er bei zahlreichen kleinen Völkern Hochasiens verbreitet ist. In stets neuen Variationen erzählt er von einem kulturellen Manko, das man als solches erlebt und das zu ertragen der Mythos selbst vorschlägt: nämlich ein Volk ohne die Errungenschaft der Schrift zu sein. Tatsächlich ist der Mythos nur bei schriftlosen Ethnien heimisch. Sie alle sind aber von grossen Schriftkulturen umgeben: der indischen, der tibetischen oder der chinesischen. Und aus diesem Grunde wissen diese schriftlos gebliebenen Völker um die Überlegenheit, welche der Besitz der Schrift mit sich bringt. Um das daraus resultierende kollektive Minderwertigkeitsgefühl auszugleichen, berichtet der Mythos, dass man vor langer Zeit eine eigene Schrift besessen, diese aber durch widrige Umstände verloren habe. Aus diesem Verlust der Schrift seien aber andere Errungenschaften hervorgegangen, welche das Manko ausgleichen. Wie die verschiedenen Mythosvarianten den Ausgleich schaffen, ist Gegenstand der vergleichenden Untersuchung.

 

Brauen, Martin Traumwelt Tibet – westliche und chinesische Trugbilder 1
Di 16–18, 14-täglich, VMZ Schulraum Seminar

Im Westen bildeten sich um Tibet und seine Bewohner über Jahrhunderte hin fantastische Legenden, die bis in die heutige Zeit nachwirken und durch neue Mythen weiter ausgeschmückt werden. Mit dieser Veranstaltung wollen wir diesen utopischen Vorstellungen nachgehen. Dabei treten überraschende Stereotypen zu Tage. Schriften von frühen Missiona-ren, europäischen Denkern, Theosophen, Esoterikern, Okkultisten und rechtsorientierten Autoren dienen als Quellenmaterial; Spielfilme, Comics, Romane, Webpages, Werbung und Alltagsprodukte werden daraufhin untersucht, inwiefern sie unsere westlichen Tibet-Bilder prägen und widerspiegeln. Das Resultat ist ein Kaleidoskop des absonderlichen Tibets, bei dessen Betrachten unweigerlich die Frage nach den Ursachen aufkommt und nach der Art, wie wir Fremde sehen und beschreiben.

Die Veranstaltung orientiert sich stark am Buch «Traumwelt Tibet – Westliche Trugbilder» (Haupt-Verlag, Bern 2000), im Museum für TeilnehmerInnen am Seminar erhältlich zum Spezialpreis von Fr. 20.–. Es wird ein aktives Mitarbeiten der KursteilnehmerInnen erwartet!

Einführung und Zuteilen der Referate/Planen des Semesters: Dienstag, 16. November.
Beginn der Referate: Dienstag, 30. November.
Für Rückfragen:
Martin Brauen, 01 634 90 27/11,
Renate Koller, 01 634 90 31

 

Szalay, Miklós Kunstethnologie III
Mo 16–18 Proseminar

Folgende Themen stehen zur Diskussion:

1. Primitivismuskritik

2. wichtige frühe kunstethnologische Veröffentlichungen: Arbeiten von Einstein, Frobenius, Utzinger, Schweinfurth, von Sydow, Capek.

Für Fortgeschrittene.

 

Szalay, Miklós Kunstethnologisches Praktikum
2 Stunden n. V.

Fortsetzung der Arbeit an dem im vergangenen Semester vorbereiteten Ausstellungsprojekt «Die Macht der Wildnis». Für Teilnehmer und Teilnehmerinnen von «Kunstethnologie III».

 

Wettstein, Marion Mythos und Objekt III
Di 14–16, VMZ, Proseminar/Museumspraktikum

Beginn: 19.10. !!

Das Proseminar Mythos und Objekt III führt die Praktikumsarbeit der letzten beiden Semester fort. Wir werden dieses Semester praktisch und ausstellungsbezogen arbeiten. Ein Neueinstieg in den Kurs ist nicht möglich. Wer nur das erste oder zweite Semester des Kurses besucht hat, kann allerdings den nun folgenden dritten Teil als normales Proseminar besuchen.

 

Oppitz, Michael Doktorandenkolloquium
Do 14–16

Beginn: 2. Semesterwoche !

Hier werden die ein Jahr zuvor unterbrochenen Gespräche über die Probleme beim Verfassen einer zur Dissertation führenden Forschung wieder aufgenommen. Die Veranstaltung ist beschränkt auf solche Teilnehmer, die bei mir eine Dissertation schreiben.

 

Dallais, Ph. Proseminar  Visuelle Anthropologie
Do 10–12

Beginn: 21. Oktober

The image as heritage :  photography and  image production, management, diffusion, and  practices

Vorträge sind auf Englisch oder auf Französisch möglich. Das genaue Programm und Literaturangaben werden in der ersten Stunde des Semesters bekannt gegeben.

 

Kind, Marietta Anthropologie der Landschaft
Di 10–12, VMZ Proseminar

In diesem Proseminar soll die kulturelle Bedeutung der Konzeption von Landschaft untersucht werden. Die Benennung und Identifikation von spezifischen topographischen Gegebenheiten, wie Bergen, Seen, Felsen, Flüssen und Tälern, ist entscheidend für die Schaffung und Erhaltung ihrer Identität. Durch den Akt der Benennung und durch die Entwicklung von menschlichen und mythischen Assoziationen werden die Orte mit Bedeutung versehen; die rein physische Landschaft wird über den Prozess der Interaktion in einen bedeutungsvollen Raum, der sozial und historisch erfahren wird, transformiert (Tilley 1994). Bedeutungen werden erschaffen, reproduziert und transformiert. Im Prozess der Begehung entfaltet sich die Landschaft und öffnet sie sich dem Beobachter. Bestimmte Individuen und Gruppen teilen die Beziehung, das Verständnis und die Nutzung derselben, welche durch Pfade, Begehungen und Narrationen miteinander in Verbindung gesetzt werden. In einem kumulativen Prozess wird der physische Lebensraum metaphysisch aufgeladen. Landschaft als einen kulturellen Prozess (Hirsch 1995:22) zu erfassen, indem die kulturelle Landschaft als Resultat der Interaktion von natürlicher Umgebung und kultureller Bedeutungsgebung gesehen wird, ist das Ziel dieses Proseminars. Dazu werden Beispiele aus verschiedenen Regionen untersucht.

Einführende Literatur:

Bell, Simon. 1999. Landscape – Pattern, Perception and Process. London: E & FN Spon of Taylor & Francis Group.
Bender, Barbara. 1993. Landscape – Politics and Perspectives. Providence/Oxford: Berg.
Darby, Wendy Joy. 2000. Landscape and Identity – Geographies of Nation & Class in Eng-land. Oxford: Berg.
Hirsch, Eric und Michael O’Hanlon. 1995. The Anthropology of Landscape – Perspectives on Place and Space. Oxford: Clarendon Press.
Stewart, Pamela J. und Andrew Strathern (Hg.). 2003. Landscape, Memory and History. Lon-don: Pluto Press.
Tilley, Christopher. 1994. A Phenomenology of Landscape – Places, Paths and Monuments. Providence/Oxford: Berg.

 

von Wyss-Giacosa, Paola und Isler, Andreas: Der europäische Blick auf Indien, Reiseberichte der frühen Neuzeit II, Museumskurs
Do 16–18

Beginn: 21. Oktober

Wie Indien im Westen wahrgenommen wurde, hat sich im Laufe der Jahrhunderte (wenn auch unter Beibehaltung ganz bestimmter Topoi) sehr verändert. Einen entscheidenden Anteil an der Indienrezeption hatten in Holz geschnittene oder in Metall gestochene Illustrationen, welche die schriftlichen Berichte von der Erfindung des Buchdruckes im 15. bis zur Entwicklung neuerer Druckverfahren und der Fotografie im 19. Jahrhundert visuell bereicherten. Viel augenfälliger als die Texte lassen die Bilder über Indien die westlichen Wahrnehmungen und deren Veränderungen in diesem Zeitraum zutage treten.

In diesem dreisemestrigen Proseminarzyklus setzen wir uns intensiv mit den Reiseberichten und den darin enthaltenen Illustrationstafeln und mit deren wechselseitigen Beziehungen und Hintergründen auseinander. Den Abschluss des Zyklus’ bildet ein kleines Ausstellungsprojekt in der Zentralbibliothek Zürich (geplant auf Juni 2005).

Ein Neueinstieg in diesem Semester ist nicht möglich.

 

weitere Veranstaltungen sowie die Einführungskurse finden Sie auf der

Homepage des ethnologischen Seminars