VÖLKERKUNDEMUSEUM
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Blicke auf die Bororo

Vier Europäer im brasilianischen Mato Grosso

Foyersaal

30. November 2001 bis 3. März 2002

Ausstellungseröffnung: Donnerstag 29. November 2001, 18.30 Uhr

Hochauflösende Tiff-Bilder erhalten Sie durch Anklicken des entsprechenden Bildes nebenan. (Auf Ihren Wunsch hin senden wir Ihnen auch eine CD-ROM mit teilweise noch höher aufgelösten Bildern zu.)

Völkerkundemuseum der Universität Zürich
Pelikanstr. 40, 8001 Zürich

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag: 10 - 13 und 14 - 17 Uhr
Samstag: 14 - 17 Uhr
Sonntag: 11 - 17 Uhr

Eintritt frei

Pressetext kurz

Die neue Ausstellung Im Foyer des Völkerkundemuseums der Universität Zürich "Blicke auf die Bororo – vier Europäer im brasilianischen Mato Grosso" zeigt mit teilweise unveröffentlichten Fotos und Bildern sowie Gegenständen der Bororo die Ethnie der Bororo aus der Sicht  von vier Europäern, die zwischen 1827 und 1976 bei den Bororo waren. Ein wesentlicher Reiz der Ausstellung liegt in der Art, wie diese mit ihren unterschiedlichen beruflichen und kulturellen Hintergründen die Bororo auf ihre eigene Art wahrnahmen und ins Bild setzten.

Initialzündung für die Ausstellung waren bisher unveröffentlichte Bilder des Zürcher Lehrers Hans Morf, die vor ein paar Jahren im Archiv des Völkerkundemuseums der Universität Zürich gefunden wurden. Um ein möglichst ganzheitliches Bild der Ethnie zu erhalten, wurde das Werk von Morf um die Arbeiten von drei anderen Persönlichkeiten ergänzt. Der Expeditionszeichner Aimé-André Taunay malte 1827 im Auftrag des russischen Zaren die Bororo während nur einem Tag. Um 1937 enstanden auf einer Südamerikareise die Fotografien des Schweizer Lehrers Hans Morf. Im gleichen Zeitraum forschte und fotografierte der bekannte Ethnologe Claude Lévi-Strauss bei den Bororo. In den 1970er Jahren führte der deutsche Pater Lunkenbein die Missionsstation Meruri bei den Bororo.

Zudem wird die umfangreiche Sammlung von Bildern und Skizzen mit zahlreichen attraktiven Objekten ergänzt. Zu sehen sind beispielsweise Pfeil und Bogen, aber auch Penisbeutel, deren Dekorationen Auskunft über die Clan-Zugehörigkeit der Männer gaben. Ebenfalls gezeigt wird diverser Schmuck, von Halsketten mit Jaguarzähnen bis zu Lippenpflöcken, Ohrringen und farbenprächtigen Haarnadeln. Hörbeispiele traditioneller Gesänge und ein Video sorgen für einen abwechslungsreichen Ausstellungsbesuch.

Neben dem ethnologischen Interesse geht die Ausstellung der unterschiedlichen Betrachtungsweise der vier Europäer nach. Mit verschiedenen kulturellen und beruflichen Hintergründen und zu anderen zeitlichen Epochen setzten sie die Bororo auf ihre eigene Art ins Bild. Historisch gesehen waren es solche Fotos, die unsere Vorstellung in Europa über fremde Völker prägten. Die Ausstellung bildet den Abschluss des Museologie-Lehrgangs, welcher unter der Leitung von Dr. Elisabeth Weingarten-Guggenheim am Völkerkundemuseum der Universität Zürich durchgeführt wurde.

Pressetext lang

Die Ausstellung „Blicke auf die Bororo – vier Europäer im brasilianischen Mato Grosso“ zeigt mit teilweise unveröffentlichten Fotos, Bildern und Objekten der Bororo die Ethnie der Bororo aus der Sicht  von vier Europäern, die zwischen 1827 und 1976 bei den Bororo waren. Die Art, wie sie die Bororo wahrnahmen und ins Bild setzten, ist stark von ihren unterschiedlichen beruflichen und kulturellen Hintergründen beeinflusst. Darin liegt ein wesentlicher Reiz der Ausstellung. Fotos wie die hier gezeigten prägten während langer Zeit unsere Vorstellung in Europa über fremde Völker.

Initialzündung für die Ausstellung waren bisher unveröffentlichte Bilder des Zürcher Lehrers Hans Morf, die vor ein paar Jahren im Archiv des Völkerkundemuseums der Universität Zürich gefunden wurden. Sie fanden Eingang in Seminare und Kurse, wo schliesslich die Idee einer Ausstellung über die Bororo entstand. Um ein möglichst ganzheitliches Bild der Ethnie zu erhalten, wurde das Werk von Morf um die Arbeiten eines Expeditionszeichners, eines Ethnologen und eines Missionars sowie mit Objekten der Bororo ergänzt. Das Ergebnis ist eine umfangreiche Sammlung von Bildern, Skizzen und Objekten, mit denen das Leben der Bororo illustriert wurde. Zu sehen sind beispielsweise Pfeil und Bogen, aber auch Penisbeutel, deren Dekorationen, genau wie die Markierungen auf den Flugfedern der Pfeile und den Ringverzierungen der Bögen, Auskunft über die Clan-Zugehörigkeit der Männer gaben. Ebenfalls gezeigt wird diverser Schmuck, von Halsketten mit Jaguarzähnen bis zu Lippenpflöcken, Ohrringen und farbenprächtigen Haarnadeln. Hörbeispiele traditioneller Gesänge und ein Video sorgen für einen abwechslungsreichen Ausstellungsbesuch.

Neben dem ethnologischen Interesse geht die Ausstellung der unterschiedlichen Betrachtungsweise der vier Europäer nach. Mit verschiedenen kulturellen und beruflichen Hintergründen und zu anderen zeitlichen Epochen setzten sie die Bororo auf ihre eigene Art ins Bild. Historisch gesehen waren es solche Fotos, die unsere Vorstellung in Europa über fremde Völker prägten. Die Ausstellung bildet den Abschluss des Museologie-Lehrgangs, welcher unter der Leitung von Dr. Elisabeth Weingarten-Guggenheim am Völkerkundemuseum der Universität Zürich durchgeführt wurde.

Die Ausstellung deckt den Zeitraum von 1827 bis 1976 ab. Als erster der vier ausgestellten  Europäer besuchte der Expeditionszeichner Aimé-Adrien Taunay 1827 ein Dorf der Bororo. Im Auftrag des russischen Zaren skizzierte er während nur einem Tag die Indianer und ihr tägliches Leben in der tropische Savanne, wo sie als Jäger, Sammler und Fischer ihr Auskommen fanden. 1935 forschte der bekannte französische Ethnologe Claude Lévi-Strauss bei den Bororo. Seine Expedition offenbarte ihm tiefe Blicke in die Lebensweise von den bis anhin fast unberührten Völkern, die er in das 1955 erschienene Werk „tristes tropiques“ (Traurige Tropen) und in sein 1994 veröffentlichtes „Brasilianisches Album“ einfliessen liess. Die Fotografien Hans Morfs entstanden um 1937 auf einer Südamerikareise, die ihn auch in ein Bororo-Dorf führte. Seine Reiseerfahrungen fasste er in Vorträgen zusammen, an deren Schluss er jeweils auf die Probleme der Bororo hinwies. Nachdem in ihren Gebieten Erz und Petrol entdeckt wurde, sorgte sich Morf um die Lebensbedingungen der Indianer. Er sollte mit seiner Vorahnung Recht behalten. Mit der kommerziellen Fischerei, dem Plantagenanbau, der Haltung von Viehherden und  der Industrialisierung Brasiliens wurde den Bororo der Zugang zu Wildtieren und Wildpflanzen – und damit ihrem natürlichen Lebensraum – immer mehr eingeschränkt. Deshalb konzentrierten sie sich mehr auf die Landwirtschaft und bauten Mais, andere Getreide und Süssmaniok an. Von zwischen fünf- und zehntausend Bororo zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging ihre Zahl auf heute etwa 800 zurück. Ähnlich dramatisch schrumpfte ihr Territorium von geschätzten 350’000 km2 (fast 8,5 mal so gross wie die Schweiz) auf 1’300 km2, zerteilt in fünf nicht zusammenhängende Gebiete.

Mit grossem persönlichem Engagement führte Pater Rudolf Lunkenbein in den 1970er Jahren die Missionsstation Meruri bei den Bororo. Er wurde selber als „Bruder“ in den Stamm aufgenommen, nicht zuletzt da er von den Grossgrundbesitzern die gerichtlich festgelegten Landrechte der Indianer erstritt. In diesen Jahren hatten sich die Indianer auf die Landwirtschaft verlegt und brauchten nun das Land, um ihre Zukunft zu sichern. Am 15. Juli 1976 fuhren Autos der Grossgrundbesitzer auf den Hof der Missionsstation. Nach einem längeren Wortwechsel fielen Schüsse. Drei davon töteten den Missionar.

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Die Bororos legten an Festlichkeiten verschwenderischen Schmuck an: harzgeklebte Haarfransen, Federdiademe, Lippenpflöcke aus Perlmutterbruchstücken, Gehänge aus Krallen des grossen Gürteltiers und Bogen mit Wappendekor.
Claude Lévi-Strauss, Brasilianisches Album, Paris 1994, Hanser

 

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In einer Missionsstation aufgewachsen sprach dieser Mann mit orangerot gefärbten Haaren sogar etwas Portugiesisch.
Claude Lévi-Strauss, Brasilianisches Album, Paris 1994, Hanser

 

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Eine Bororo-Familie in nicht-alltäglicher Kleidung. Der Mann hat Bambuspfeile für die Grosswildjagd bei sich. Das Kleinkind trägt zum Schutz vor Geistern alle Arten von Schmuck.
A.-A. Taunay, 1827

 

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Hans Morf kniet vor einem Mann, der einen ausgehölten Kürbis mit Federn beklebt. Vermutlich wird daraus eine grosse Maraca (Rassel) entstehen.
Unbekannter Fotograf, 1937, Völkerkundemuseum Zürich

 

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Porträt eines Bororo: Er trägt eine Perlmutt-Labrette in der Unterlippe, Ohrringe, einen Halsschmuck aus Stroh, eine Gesichtsbemalung und eine mit Urucu geformte Frisur.
Hans Morf, 1937, Völkerkundemuseum Zürich

 

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Im Innern der Hütte sitzen geschmückte Männer. Sie tragen den Kopfschmuck Pariko und halten Maraca (Rasseln) in ihren Händen.
Hans Morf, 1937, Völkerkundemuseum Zürich

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Bororo an einem Gottesdienst. Im Hintergrund Jesusfigur an der Wand.
Hermann Lunkenbein, 1986

 

Download bororo08.tif (3.3 MB)

Pater Lunkenbein wird in den Stamm aufgenommen.
Unbekannter Fotograf, ca. 1974

 

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Bororo am offenen Grab des ermordetetn Pater Lunkenbein.
Unbekannter Fotograf, 1976


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Last update: 29.11.2002
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