Navigation auf uzh.ch
In der Ausstellung «Lorenz Löffler verbunden» (2021/2022) stellen wir das wissenschaftliche Erbe dieses ersten Professors für Ethnologie an der UZH (1971-1995) vor, dessen Spezialgebiet die indigenen Gruppen in den Chittagong Hill Tracts CHT in Bangladesch waren. Sein Erbe umfasst Publikationen, Archivbestände, umfangreiche Tondokumente, die er zu Lebzeiten nur teilweise transkribieren und übersetzen konnte. Zum Erbe Löfflers gehört zudem eine Sammlung ethnographischer Objekte aus den CHT im Linden-Museum Stuttgart. Ziel der Ausstellung war, den Stellenwert des Erbes von Löffler für die CHT heute zu erkunden. Das ist umso bedeutsamer, als indigene Gruppen in den CHT nach Jahrzehnten bürgerkriegsähnlicher Bedingungen inkl. Genozid heute versuchen, ihre Wurzeln wiederzufinden und wieder zu sich zu kommen. Für die Ausstellung an der UZH kooperierten wir mit dem Linden-Museum Stuttgart, mit internationalen Spezialisten der CHT, mit der Organisation «Brot für die Welt» und mit der Maleya-Foundation in Bangladesch. Vor allem kooperierten wir mit einer Gruppe indigener Kolleg:innen, mit denen wir im Lockdown das Tonarchiv teilten. Die Ergebnisse der Kooperation waren berührend, entdeckten die Menschen doch Stimmen ihrer ermordeten Eltern oder längst vergessene Gesänge. Aus dieser Kooperation entstanden Gespräche, wie das Löffler-Archiv nachhaltig geteilt werden sollte. Daraus formulierten wir als Erstes das Projekt «Friedensstiftung über Ethnographische Sammlungen aus Bangladesch». Das Pilotprojekt möchte einen Prozess der Selbststärkung durch kollaborative Archivforschung anstossen.
Laufzeit: Juni 2023 bis Mai 2026
Förderung: Stiftung Wissenschaftliche Forschung
Zuständige Personen an der UZH: Prof. Dr. Mareile Flitsch flitsch@vmz.uzh.ch, Rebekka Sutter sutter@vmz.uzh.ch
Das Völkerkundemuseum der Universität Zürich erforscht aktuell seine China-Bestände. Einige Objekte werfen dringliche Fragen auf, stammen sie doch möglicherweise aus Plünderungen alliierter Truppen während des sogenannten Boxerkrieges (1900/1901) am Ende der Kaiserzeit.
Das Bundesamt für Kultur (BAK) beteiligt sich im Rahmen des nationalen Förderkonzepts zur Bewahrung des kulturellen Erbes an Projekten zur Provenienzforschung. In der Förderperiode 2023–2024 werden spezifisch Projekte im Bereich «Kulturgüter aus kolonialen Kontexten» unterstützt. Am VMZ wird das Projekt «Sensibles Kulturgut China 1889–1949 in Schweizer Ethnographischen Sammlungen: Boxerkrieg» gefördert..
Das Forschungsprojekt steht im Kontext der Ausstellung «Plünderware? 5 Fragen an Objekte aus China am Ende der Kaiserzeit», die am 2. März 2023 in unserer Werkstattreihe eröffnet wurde. Auch nach der Eröffnung werden neue Ergebnisse – so auch die Ergebnisse des BAK-Projekts – laufend in die Ausstellung einfliessen, die sich so während ihrer Laufzeit (bis 12. Mai 2024) weiterentwickelt.
Laufzeit: Mai 2023 bis August 2024
Förderung: Bundesamt für Kultur
Zuständige Personen: Prof. Dr. Mareile Flitsch flitsch@vmz.uzh.ch, Dr. Yu Filipiak yukailinf@gmail.com
Das Forschungsprojekt ist Teil einer Reihe von Werkstatt-Ausstellungen im Völkerkundemuseum der UZH. Im Zentrum steht hier eine Sammlung von Objekten der Wounaan aus Kolumbien, die der polnische Berufssammler Borys Malkin (1917–2009) zusammentrug. Von 1968 bis 1972 besuchte er wiederholt vier Wounaan-Dörfer und erwarb zahlreiche «komplette Objektsets», die er an 23 europäische und nordamerikanische Museen verkaufte. Diese Sammelpraxis war ein Geschäftsmodell, mit dem Malkin seinen Lebensunterhalt bestritt.
«Geschäftsidee? 5 Fragen an ‚das Objekt-Set‘ von Noanamá aus Kolumbien» in der Werkstatt-Reihe ist nicht als fertige Ausstellung konzipiert, sondern als ein partizipativer, interpretationsoffener Forschungsprozess. Im Mittelpunkt stehen fünf Kernfragen an die Sammlung zu Kontext, Provenienz, Zeitgenossenschaft, Könnerschaft und Rückbindung. Sie sind grundlegend, um die materielle Kultur und das praktische Wissen zu verstehen und befähigen zu einem Dialog über Sammlungen.
Das Museum lädt Vertreter:innen der Urhebergesellschaften – hier die Wounaan – und andere Anspruchsgruppen ein, sich am Forschungsprozess zu beteiligen.
Laufzeit: Oktober 2022 bis Oktober 2023
Förderung: Partizipative Wissenschaftsakademie der Universität Zürich und der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich
Zuständige Person: Dr. Maike Powroznik powroznik@vmz.uzh.ch
Das Forschungsprojekt ist Teil einer Reihe von Werkstatt-Ausstellungen im Völkerkundemuseum der UZH. Im Zentrum steht hier eine Sammlung von Objekten aus Ostafrika, die der deutsche Hans Paasche (1881-1920) und seine Ehefrau Ellen Paasche (1889-1918) auf Reisen zwischen 1904 und 1910 zusammengetragen haben.
Hans Paasche war zwischen 1904 und 1907 als deutscher Kolonialsoldat in der damaligen Kolonie Deutsch Ostafrika stationiert und am Maji Maji-Krieg (1905-1907) beteiligt. Nach seiner Rückkehr heiratete er Ellen Witting und von 1909 bis 1910 gingen die beiden auf Hochzeitsreise ins Zwischenseengebiet in Ostafrika. Ihre Sammlung von etwa 300 Objekten wurde 1922 vom damaligen Direktor der Sammlung für Völkerkunde der Universität Zürich angekauft.
Das Forschungsprojekt wird im Rahmen der Werkstattausstellung «Hochzeitsreise? 5 Fragen an die ‚Sammlung Hans Paasche‘ aus Ostafrika» durchgeführt (Eröffnung 22. Mai 2022). In der Werkstattausstellung wird neben Fragen zu den historischen Kontexten, aus denen die Objekte stammen und in denen sie gesammelt, am Museum inventarisiert und ausgestellt wurden, auch die Frage gestellt, welche Bedeutung die Sammlung heute für ihre Urhebergesellschaft in Rwanda hat.
In Zusammenarbeit mit der Rwanda Cultural Heritage Academy (RCHA) wird die Sammlung mit Fachleuten in Rwanda sowie mit den Nachfahren ihrer Urheber:innen an den Orten ihrer Herkunft untersucht und in Bezug zu heutigen Fragen der rwandischen Öffentlichkeit gestellt.
Laufzeit: Mai 2022 bis Januar 2024
Zuständige Person: Dr. Alexis Malefakis malefakis@vmz.uzh.ch
Das Völkerkundemuseum der UZH, die Bonner Altamerika-Sammlung BASA und Vertreter:innen der Ayoréode kooperieren in einem gemeinsamen Projekt mit dem Ziel der Ausstellung von Sammlungen der Ayoréode in Zürich und Bonn. Ziel ist es, zusammen mit Ayoréode das koloniale Narrativ über sie zu durchbrechen und neu zu schreiben. Die Ayoréode sind eine kleine, ehemals nomadische, heute sesshafte indigene Gesellschaft im Tiefland Boliviens. Ihr eigenes Geschichtsverständnis wurde bislang noch nicht erforscht.
Im Rahmen des bei der Stiftung für wissenschaftliche Forschung der Universität Zürich beantragten Projektes wird eine eigene Version der Geschichte der Ayoréode erstmals erschlossen und damit in der Geschichtsschreibung über sie fortan verfügbar gemacht. Santiago Comai Picanerai war 2006, als Dr. Henriette Stierlin Interviews mit ihm führte, einer der letzten Zeitzeugen des ersten dauerhaften Kontaktes von Ayoréode mit westlicher Gesellschaft seit 1948. Seine Erzählungen sind eine einzigartige Quelle, die die mündlich tradierte Geschichte des radikalen Wandels in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus einer indigenen Perspektive erzählt.
Laufzeit: März 2020 bis Februar 2023
Förderung: Stiftung für wissenschaftliche Forschung an der Universität Zürich
Zuständige Personen: Dr. Henriette Stierlin / Dr. Maike Powroznik powroznik@vmz.uzh.ch