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Völkerkundemuseum

Pressebilder

Weckuhr

Uhrenfabrik Peking, um 1970
Sammlung Helmut Opletal
© KHM mit MVK und ÖTM

Der Arm einer Rotgardistin schwenkt eine Mao-Bibel im Sekundentakt, ein Transparent trägt die Aufschrift "Lang lebe der Vorsitzende Mao", H. 18 cm

Dieser Wecker in einer typischen Form der 1950er Jahre gehört zu den berühmtesten Objekten der Kulturrevolution. Nach der Auflösung der Roten Garden auf Anweisung Maos verschwand er aber Anfang der 70er Jahre aus den Geschäften. Erst in den 90er Jahren tauchten solche Rotgardisten-Wecker wieder auf den Touristenmärkten auf. Sehr oft handelt es sich jedoch um Fälschungen mit fotokopierten Zifferblättern, die auf spätere Modelle (mit anderen, unpolitischen) Darstellungen aufgeklebt wurden.

Mao-Plakette

Hefei, Provinz Anhui, um 1968
Museum für Völkerkunde Wien
© KHM mit MVK und ÖTM

Fluoreszierendes Mao-Porträt mit Sonnenblumen und Schriftzeichen "Loyalität", Kunststoff, H. 12 cm

Herz und Sonnenblumen spielten unter den Symbolen der Mao-Verehrung eine zentrale Rolle. Die Sonnenblumen sollten das chinesische Volk darstellen, das sich – verkörpert im Herz – zu Mao (der "Sonne") hinwendet. Sie erscheinen auf den Plaketten in unterschiedlicher Zahl. Drei Sonnenblumen stehen für die sogenannten "Drei Loyalitäten" (gegenüber dem Vorsitzenden Mao, den Maozedongideen und Maos revolutionärer Linie). Häufig wurde diese Botschaft ergänzt und verstärkt durch das Schriftzeichen zhong (Loyalität).

Plattenspieler

Um 1970
Museum für Völkerkunde Wien
© KHM mit MVK und ÖTM

Werksplakette "Der Osten ist Rot, Modell 101", Mao Zitate "Ein Funke kann einen Steppenbrand auslösen" und "Dem Volke dienen", B. 35 cm

Solche Plattenspieler, die auch ohne Stromanschluss funktionierten, dienten weniger dem Privatgebrauch, sondern meist für kleine Radio- und Lausprecherstationen in Betrieben und auf dem Land. Diese strahlten in Dörfern oder auf Fabrikarealen Revolutionsmusik, Arien aus Modellopern, Morgensport-Übungen und ähnliches aus. Die Stücke wurden auf klassische Vynilplatten und billig produzierte Schallträger aus Plastik gepresst.

Keksdose

Staatliche Volkswohl-Lebensmittelfabrik Nr. 4, Shanghai, um 1970
Museum für Völkerkunde Wien
© KHM mit MVK und ÖTM

Darstellung der bekanntesten Rollen aus dem Modell-Bühnenstück "Die Rote Signallaterne", Metallblech, H. 22 cm

Auf Initiative und unter Führung von Maos Ehefrau Jiang Qing (einer früheren Schauspielerin) wurden die klassischen Bühnenstücke durch Opern (v.a. Peking-Opern) und Ballettproduktionen mit ausschliesslich "revolutionären" Themen ersetzt. "Die Rote Signallaterne" heroisiert die kommunistische Untergrundtätigkeit der Eisenbahner sowie Aktionen gegen die japanischen Besatzer in den 1930er Jahren. Der Protagonist des Stücks, der Weichensteller Li Yuhe, gibt selbst unter Folter keine Information preis und wird erschossen. Seine Tochter Tiemei führt die Arbeit und den politischen Kampf weiter.

Vase

Liling, Provinz Hunan, datiert 1976
Museum für Völkerkunde Wien
© KHM mit MVK und ÖTM

Darstellung von Jugendlichen, die zur Arbeit aufs Land verschickt werden, Porzellan, H. 38 cm

"Neue Dörfer aufbauen" steht auf dem Strohhut mit dem roten Stern. In der "Kampagne des Hinuntersendens" (xiafang) schickte die Partei unter Mao fast 17 Millionen städtische Jugendliche und junge Intellektuelle zur Arbeit in die Landgebiete. Ein Teil siedelte in den dörflichen Volkskommunen, wo sie auch technischen Fortschritt und "modernes Denken" fördern sollten. Bei den Bauern waren sie als zusätzliche "Esser" nicht immer willkommen. Viele wurden auch in militärisch geführte Aufbaubrigaden organisiert, die Neuland in den chinesischen Randgebieten erschliessen sollten.

Kinderspielzeug

Erworben 1975 in Shanghai, 70er Jahre
Sammlung Claudia Lux, Berlin
© KHM mit MVK und ÖTM

Spielzeugsoldat mit Handgranate, Gummi, 13 x 7 x 6 cm

Die Zeit der Kulturrevolution war in China auch von Kriegshysterie gezeichnet. Man hatte Angst vor einem Angriff der USA im Zuge des Vietnam-Krieges oder vor einem nuklearen Präventivschlag der Sowjetunion (mit der Peking mittlerweile verfeindet war). Auch Kinder wurden auf den Krieg vorbereitet. Militärisches Training gehörte zum Lehrplan in den Schulen. Man grub überall Schutztunnels und legte Vorräte für mögliche Kriegszeiten an.

"Viererbande-Spiel"

Erworben 1979 in Nanking
Späte 70er Jahre
Sammlung Helmut Opletal, Wien
© KHM mit MVK und ÖTM

Zielscheiben aus Pappkarton mit Karikaturen der entmachteten Politbüromitglieder, H. 13 cm

Anfang der 1970er Jahre war der Höhepunkt der Kulturrevolution überschritten. Mao war gesundheitlich angeschlagen, in der Parteiführung tobten Machtkämpfe zwischen "Pragmatikern" um Ministerpräsident Zhou Enlai und den "radikalen Revolutionären" um die Mao-Gattin Jiang Qing. Kurz nach Maos Tod im September 1976 wurden seine engsten Mitstreiter entmachtet, als "Viererbande" denunziert und für die "Fehler" der vergangenen Jahre zur Verantwortung gezogen. Das Ende der Kulturrevolution bereitete den Weg für die politische Wende in China.

Kalenderblatt

China National Textiles
Import & Export Corp., 1968
Museum für Völkerkunde Wien
© KHM mit MVK und ÖTM

Bildunterschrift "Die Völker lieben die Werke des Vorsitzenden Mao", Kalenderblatt, Juli 1968

China verstand sich zur Zeit der Kulturrevolution als Zentrum einer weltweiten politischen Bewegung, auch wenn es in Wirklichkeit international isoliert war. Widerhall fanden die Lehren Maos allerdings bei Studenten und Arbeitern in Europa, die sich Mao-Abzeichen anhefteten und in Metropolen wie Berlin oder Paris, aber auch in kleineren Städten wie Zürich, mit Mao-Bildern demonstrierten. In chinesischen Publikationen wurden damals gerne ausländische Verehrer des Maoismus dargestellt. Auf diesem Kalenderblatt sind es westliche "Experten", die für chinesische Verlage arbeiteten.

"Schneekugel"

Um 2000
Museum für Völkerkunde Wien
© KHM mit MVK und ÖTM

Darstellung von Maos Geburtshaus, symbolischen Goldbarren und US-Cent-Münzen, Aufschrift "Ein guter Mensch – das ganze Leben Friede", H. 10 cm

Im Zuge einer landesweiten Mao-Nostalgie zum hundertsten Geburtstag des Revolutionsführers (am 26. Dezember 1993) entstanden vielfältige neue Mao-Souvenirs, die mit den Objekten der Kulturrevolution nur mehr wenig gemein hatten: Mao als Schnapsglas, Mao als schutzbringendes Amulett, Mao als Armbanduhr oder Mao in einer "Schneekugel". Die Verbindung mit Symbolen des materiellen Reichtums oder gar des US-Finanzsystems ist hier offensichtlich, entspricht aber wohl kaum den ursprünglichen Intentionen Maos.

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Bildrechte

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Kooperation

Übernahmeausstellung in Kooperation mit dem Museum für Völkerkunde Wien